Das Neujahrsgedicht von Johann Peter Hebel (1760-1826) erschien erstmalig 1834. Die vorliegende Vertonung von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) erfolgte erst nach Ableben des deutschen Dichters in Sechs Lieder für gemischten Chor. In den fünf Strophen des Werkes werden die Höhen und Tiefen des zurückliegenden Jahres beschrieben. Die Quintessenz aus den oft zu gleichen Teilen erlebten Glücks und Leids liegt darin, dass in jeder schlechten Sache auch etwas Gutes gesehen werden kann. Anstatt sich über das vergangene Jahr zu beklagen, genügen ein Blick in das neue und ein Quäntchen Optimismus.
Carolin Eberhardt
1. Strophe
Mit der Freude zieht der Schmerz
Traulich durch die Zeiten,
Schwere Stürme, milde Weste,
Bange Sorgen, frohe Feste
|: Wandeln sich zur Seiten. :|
2. Strophe
Uns wo manche Träne fällt
Blüht auch manche Rose!
Schon gemischt, noch eh‘ wir’s bitten,
ist der Throne und für Hütten
|: Schmerz und Lust im Lose :|
3. Strophe
War’s nicht so im alten Jahr?
Wird’s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken geh’n und kommen wieder,
|:Und kein Wunsch wird’s wenden :|
4. Strophe
Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Waage,
jedem Sinn für seine Freuden,
jedem Mut für seine Leiden
|: In die neuen Tage. :|
5. Strophe
Jedem auf des Lebens Pfad
Einen Freund zur Seite,
ein zufriedenes Gemüte
und zu stiller Herzensgüte
|: Hoffnung ins Geleite. :|
Noten Download: Neujahrslied (mit Klavierbegleitung)
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Vorschaubild: Wishing You a Happy New Year, 1909; Quelle:
Noten gesetzt von Carolin Eberhardt.