- ritt durch Schnee und Wind
Wenn sich die Blätter bunt gefärbt haben und es am Abend immer früher dunkel wird, gedenken wir in weiten Teilen Deutschlands, der Schweiz und Österreich dem heiligen Martin.
Martinus (316-397) musste als Sohn eines hohen römischen Offiziers, entgegen seinem Willen, schon früh zum Militärdienst. Im Alter von 10 Jahren wurde er in die Gruppe der Taufbewerber aufgenommen (wobei er erst 26 Jahre später getauft wurde). Als Jugendlicher kam er zur Leibgarde des Kaisers Konstantin II. nach Mailand. Später, während des Krieges zwischen Römern und Alemannen in Gallien, festigte sich Martinus christlicher Glaube. Vor der Schlacht gegen anrückende Germanen, verweigerte Martinus als Offizier des römischen Heeres die Teilnahme an den Kämpfen, da er fortan nicht mehr Soldat des Kaisers sei, sondern Soldat Christis. Sein Bitten um Entlassung aus dem Militär wurde erst nach 25 Dienstjahren stattgegeben.
Als Geistlicher lernte Martinus beim Bischof von Poitiers und gründete das erste Kloster in Tours im heutigen Frankreich. Auch mehrere Pfarreien wurden durch ihn gegründet. Bekanntheit erreichte er als Wundertäter und Bischof von Tours zu dem er 372 geweiht wurde. Er starb im Alter von 81 Jahren eines natürlichen Todes, wurde mit einer Lichterprozession in einem Boot nach Tours gebracht und am 11. November beigesetzt. Aus diesem Ritual geht womöglich der Brauch des heutigen
Laternenfestes hervor.
Der heilige Martin ist uns vor allem durch seine Legende bekannt. Am Stadttor von Amiens traf Martinus auf einen unbekleideten Bettler. Obwohl der Soldat selbst nur Waffen und seinen Mantel bei sich trug, schnitt er den Umhang in zwei Stücke und schenkte ein Teil dem armen Mann. Auch der Brauch des Martinsgansessens geht aus einer Geschichte hervor. Angeblich versteckte sich Martinus in einem Gänsestall, als ihn die Dorfbewohner von Tours für das Amt des Bischofs vorschlugen. Weil die Gänse allerdings so laut schnatterten, fand man ihn und er musste das Amt wohl oder übel annehmen.
Tiffany Tabbert
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
1. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.
2. Im Schnee saß, im Schnee saß,
im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bitt're Frost mein Tod!"
3. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zieht die Zügel an,
das Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.
4. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil'
hinweg mit seinem Mantelteil.
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Noten gesetzt von Tiffany Tabbert
Vorschaubild: St. Martin und Bettler von El Greco (1541-1614), gemeinfrei, bearbeitet von Andreas Werner
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