Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Leicht und spielerisch, aber auch selbstkritisch und Hilfe suchend sind die Verse dieses Lyrikbändchens. Ina Herrmann-Stietz teilt Stimmungen und Ereignisse, Zweifel und Sinnsuche und lässt den Lesenden sich selbst wiederfinden. So kehrt er zurück ins Land seiner Seele, seiner innersten Träume, kann dort Kraft schöpfen und mit erwachten Hoffnungen wieder ins Leben starten.

Feldeinwärts flog ein Vögelein

Feldeinwärts flog ein Vögelein

Ludwig Tieck

Nicht nur bunte Blätter, die nach und nach durch den kühlen Wind von den Bäumen gepflückt werden und die Erde bald wie ein Flickenteppich bedecken sind ein Sinnbild für den Herbst. Auch die Zugvögel verdeutlichen den baldigen Abschied von den lauen Sommernächten. Wildgänse kreisen lautstark über mancher Stadt, in Formation, organisiert und zielgerichtet. Das Vöglein in diesem Herbstlied aber kehrt nochmals zurück, da es die Trauer des Menschen bemerkt hat. Zum Trost zwitschert es ein letztes zartes Lied, der Zuhörer erkennt darin den Satz: „Die Liebe wintert nicht, nein, nein! Ist und bleibt Frühlingsschein! Ja, ja Frühlingsschein!“

Carolin Eberhardt           

1. Strophe

Feldeinwärts flog ein Vögelein

und sang im muntern Sonnenschein

mit süßem wunderbaren Ton:

„Ade! Ich fliege nun davon,

|: weit, weit :| weit, weit reis'

ich noch heut', |: weit, weit :|“

 

2. Strophe

Ich horchte auf den Feldgesang,

mir ward so wohl und doch so bang.

Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust

stieg wechselnd bald und sank die Brust

|: Herz, Herz, Herz :| brichst du vor Wonn'

und Schmerz? |: Herz, Herz :|

 

3. Strophe

Doch als ich Blätter fallen sah,

da sagt' ich: „Ach! Der Herbst ist da,

der Sommergast, die Schwalbe, zieht,

vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht

|: weit, weit :| weit, weit,

rascht mit der Zeit, |: weit, weit :|“

 

4. Strophe

Doch rückwärts kam der Sonnenschein,

dicht zu mir drauf das Vögelein,

es sah mein tränend Angesicht

und sang: „Die Liebe wintert nicht,

|: Nein, nein! :| ist und bleibt

Frühlingsschein! Ja, ja Frühlingsschein!“

Notendownload: hier

 

*****

Vorschaubild: Petra Lefin, 2021.

Notensatz von Carolin Eberhardt.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Das Laub fällt von den Bäumen
von Siegfried August Mahlmann
MEHR
Bunt sind schon die Wälder
von Johann Gaudenz von Salis-Seewis
MEHR
Das Ährenfeld
von Hoffmann von Fallersleben
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen