Den Text dieses eingängigen Liedes schrieb Eichendorff (1788-1857) im Jahr 1810, als er von seinem Landgut in Lubowitz nach Wien zog. Die Melodie dazu komponierte Felix Mendelssohn-Barholdy (1809-1847) im Jahr 1843.
Das Lied drückt die Gefühle eines Menschen aus, der sich mit der ihn umgebenden Natur eins und darin geborgen fühlte. Uns mag heute diese Naturbegeisterung übersteigert erscheinen, doch da, wo wir unsere Umwelt bedroht fühlen, reagieren wir empfindlich und sind zu deren Schutz bereit. Wir sind nüchterner geworden, doch wie gut für uns, dass es die Romantiker mit ihren emfpindsamen Versen gegeben hat.
Florian Russi
O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächt´ger Aufenthalt.
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäft´ge Welt;
Schlag noch einmal die Bogen,
Um mich, du grünes Zelt.Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit
Im Walde steht geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Vom rechten Tun und Lieben
Und was der Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte schlicht und wahr.
Und durch mein ganzes Wesen
Ward´s unaussprechlich klarBald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt
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Noten gesetzt von Hanna Glietz
Vorschaubild: Rita Dadder