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Als der Wind zu Besuch kam

Facettenreich und vielschichtig, so sind die Gedichte Berndt Seites zu beschreiben. Neben Liebesgedichten gibt es Naturlyrik, die immer wieder auch die Seenlandschaft der Müritz ins Auge fasst. Ebenso finden sich politische  Gedichte oder reine Gedankenlyrik, die sich mit den Sinnfragen des Lebens, mit dem Glauben und mit Anfang und Ende beschäftigen.

Lauda Sion Salvatorem

Lauda Sion Salvatorem

Thomas von Aquin

Die Sequenz zu Fronleichnam

Fronleichnam fällt auf den 60. Tag nach Ostern, bzw. den 2. Donnerstag nach Pfingsten. Der Feiertag geht auf das letzte Abendmahl zurück, bei dem der Heiland den Aposteln das Brot austeilt. Die Hostie, also das Wasser und die Oblaten, werden im Glauben des Katholizismus zum tatsächlichen Leib Christi und stehen daher, neben der Messe, im Vordergrund der Festlichkeiten. 
 
Was viele nicht wissen: Eigentlich müsste Fronleichnam, nach Vorbild des Abendmahls, in der Woche vor dem Osterfest stattfinden. Diese Unruhe in der Fastenzeit wird mit einem seit 1264 n. Chr. verschobenen Termin umgangen.
 
Die katholische Messe ist fester Bestandteil eines jeden Gottesdienstes. Sie besteht aus den immer gleichbleibenden Texten des "Ordinarium missae" mit dem allseits bekannten Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei. Je nach Festlichkeit oder Kirchenjahr ändern sich Texte im "Proprium Missae". Das Proprium folgt einem festen Ablaufplan in dem sich Gebete und Lesungen mit Gesängen abwechseln. Die Sequenz „Lauda Sion" ist ein Teil des Propriums und tritt an Fronleichnam anstelle des Halleluja.
Die oft sehr langen geistlichen Texte werden in mehrere Melodien eingebettet, die sich mehrmals wiederholen. Dadurch sind sie leicht zu merken und erfreuen sich besonders im Mittelalter großer Beliebtheit. Es sind um die 5000 Reimsequenzen überliefert.
 
Der Theologe und Philosoph Thomas von Aquin (1225-1274) verfasste die Sequenz für das Fronleichnamsfest. Er gilt heut noch als wichtigster Vertreter der Scholastik.
Lauda Sion wurde auch von namenhaften Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) oder dem italienischen Kirchenkomponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina (zwischen 1514 und 1529-1594) bearbeitet. 
 
In deutschsprachigen Gemeinden wird eine Textbearbeitung von Franz Xaver Riedel (1738-1773) auf die Melodie von Michael Haydn (1737-1806), dem Bruder von Joseph Haydn, gesungen. 
 
Tiffany Tabbert 

Lauda Sion Salvatorem

Lauda, Sion, Salvatorem,
Lauda ducem et pastorem,
In hymnis et cantacis.

Quantum potes, tantum aude,
Quia maior omni laude,
Nec laudare sufficis.

Laudis thema specialis
Panis vivus et vitalis
Hodie proponitur.

Quem in sacræ mensa cenæ
Turbæ fratrum duodenæ
Datum non ambigitur.

Sit laus plena, sit sonora,
Sit iucunda, sit decora
Mentis iubilatio;

Dies enim solemnis agitur
In qua mensæ prima recolitur
Huius institutio.

In hac mensa novi Regis
Novum Pascha novæ legis
Phase vetus terminat.

Vetustatem novitas,
Umbram fugat veritas,
Noctem lux eliminat.

Quod in cena Christus gessit,
Faciendum hoc expressit
In sui memoriam:

Docti sacris institutis
Panem, vinum in salutis
Consecramus hostiam.

Dogma datur Christianis,
Quod in carnem transit panis
Et vinum in sanguinem.

Quod non capis, quod non vides,
Animosa firmat fides
Præter rerum ordinem.

Sub diversis speciebus,
Signis tantum et non rebus,
Latent res eximiæ.

Caro cibus, sanguis potus,
Manet tamen Christus totus
Sub utraque specie.

A sumente non concisus,
Non confractus, non divisus
Integer accipitur.

Sumit unus, sumunt mille,
Quantum isti, tantum ille,
Nec sumptus consumitur.

Sumunt boni, sumunt mali,
Sorte tamen inæquali,
Vitæ vel interitus.

Mors est malis, vita bonis,
Vide paris sumptionis
Quam sit dispar exitus

Fracto demum sacramento,
Ne vacilles, sed memento
Tantum esse sub fragmento,
Quantum toto tegitur.

Nulla rei fit scissura,
Signi tantum fit fractura,
Qua nec status nec statura
Signati minuitur.

Ecce panis Angelorum,
Factus cibus viatorum,
Vere panis filiorum,
Non mittendus canibus.

In figuris praesignatur,
Cum Isaac immolatur,
Agnus Paschæ deputatur,
Datur manna patribus.

Bone pastor, panis vere,
Jesu, nostri miserere,
Tu nos pasce, nos tuere,
Tu nos bona fac videre
In terra viventium.

Tu qui cuncta scis et vales,
Qui nos pascis hic mortales,
Tuos ibi commensales,
Coheredes et sodales
Fac sanctorum civium.

Deinem Heiland, deinem Lehrer,
Deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an.

Preis nach Kräften seine Würde,
da kein Lobspruch, keine Zierde
seinem Ruhm genügen kann.

Dieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben,
das man heut‘ den Christen weist.

Dieses Brot, mit dem im Saale
Christus bei dem Abendmahle
die zwölf Jünger hat gespeist.

Laut soll unser Lob erschallen
und das Herz in Freude wallen,
denn der Tag hat sich genaht,

Da der Herr zum Tisch der Gnaden
uns zum ersten Mal geladen
und dies Mahl gestiftet hat.

Neuer König, neue Zeiten,
neue Ostern, neue Freuden,
neues Opfer allzumal!

Vor der Wahrheit muss das Zeichen,
vor dem Licht der Schatten weichen,
hell erglänzt des Tages Strahl.

Was von Christus dort geschehen,
sollen wir fortan begehen,
seiner eingedenk zu sein.

Treu dem heiligen Befehle
wandeln wir zum Heil der Seele
in sein Opfer Brot und Wein.

Doch wie uns der Glaube kündet,
der Gestalten Wesen schwindet,
Fleisch und Blut wird Brot und Wein.

Was das Auge nicht kann sehen,
der Verstand nicht kann verstehen,
sieht der feste Glaube ein.

Unter beiderlei Gestalten
hohe Dinge sind enthalten,
in den Zeichen tief verhüllt.

Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise,
doch der Herr bleibt gleicherweise
ungeteilt in beider Bild.

Wer ihm nahet voll Verlangen,
darf ihn unversehrt empfangen,
ungemindert, wunderbar.

Einer kommt, und tausend kommen,
doch so viele ihn genommen,
er bleibt immer, der er war.

Gute kommen, Böse kommen,
alle haben ihn genommen,
die zum Leben, die zum Tod.

Bösen wird er Tod und Hölle,
Guten ihres Lebens Quelle,
wie verschieden wirkt dies Brot!

Wird die Hostie auch gespalten,
zweifle nicht an Gottes Walten,
dass die Teile das enthalten,
was das ganze Brot enthält.

Niemals kann das Wesen weichen,
teilen lässt sich nur das Zeichen,
Sach‘ und Wesen sind die gleichen,
beide bleiben unentstellt.

Seht das Brot, die Engelspeise!
Auf des Lebens Pilgerreise
nehmt es nach der Kinder Weise,
nicht den Hunden werft es hin!

Lang im Bild war‘s vorbereitet:
Isaak, der zum Opfer schreitet;
Osterlamm, zum Mahl bereitet;
Manna nach der Väter Sinn.

Guter Hirt, du wahre Speise,
Jesus, gnädig dich erweise!
Nähre uns auf deinen Auen,
lass uns deine Wonnen schauen
in des Lebens ewigem Reich!

Du, der alles weiß und leitet,
uns im Tal des Todes weidet,
lass an deinem Tisch uns weilen,
deine Herrlichkeit uns teilen.
Deinen Seligen mach uns gleich!


*****
Vorschaubild von Carlo Crivelli, gemeinfrei, bearbeitet von Tiffany Tabbert. 
Noten gesetzt von Tiffany Tabbert. 

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