Für den Schriftsteller und lllustrator Tomi Ungerer ist es das liebste deutsche Volkslied. Der Text entstand Ende des 18., die Melodie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1842 wurden beide in der von Hoffmann von Fallersleben (dem Dichter der deutschen Nationalhymne) und Ernst Richter herausgegebenen Sammlung „Schlesische Volkslieder und Melodien" veröffentlicht. Der Text hat Vorläufer, u. a. hat der Minnedichter Walther von der Vogelweide von der Freiheit der Gedanken gesungen. In den Freiheitsbewegungen im 19. Jahrhundert wurde das Volkslied vor allem in studentischen Kreisen als Kampflied gesungen. „Gebt uns Gedankenfreiheit", ließ Friedrich Schiller seinen Dramenhelden Don Carlos fordern. Das folgende Lied besingt, dass Gedanken schon aus sich heraus frei sind.
Florian Russi
Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten,
Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen
es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!Ich denke was ich will und was mich beglücket,
Doch alles in der Still', Und wie es sich schicket.
Mein Wunsch, mein Begehren Kann niemand verwehren,
Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein am besten gefallen.
Ich bin nicht alleine bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei: Die Gedanken sind frei!Und sperrt man mich ein in finstere Kerker,
das alles, das sind vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei!Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja im Herzen stetz lachen und scherzen
und denken dabei: Die Gedanken sind frei!
Volkslied, Ende des 18 Jahrhunderts
Hier geht es zum kostenlosen Notendownload
*****
Vorschaubild: Rita Dadder