Bereits seit 1840 geleitet das schöne Schlaflied die Kinder zur Guten Nacht. Erstmals wurde das Stück unter dem Titel Sandmännchen in der Sammlung Deutsche Volkslieder mit ihren Originalweisen unter Herausgeberschaft von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio (1803-1869) und August Kretzschmer veröffentlicht. Zuccalmaglio war zugleich auch der Verfasser des Textes. Die Melodie geht auf eine alte Volksweise um 1697 zurück. Durch die Kombination des gefühlvollen Textes mit der bereits bekannten Melodie erfuhr das Lied eine sehr schnelle Verbreitung innerhalb der Bevölkerung, so dass es in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts im Repertoire der bürgerlichen Hausmusik zu finden war. Einen weiteren Meilenstein des Bekanntwerdens durchlief das Stück mit der Aufnahme als Klavierlied in Johannes Brahms Vierzehn Volks-Kinderlieder 1858. Eine von vielen weitere Veröffentlichung erfolgte vier Jahre später in Friedrich Wilhelm Arnolds Heft Deutsche Volks-Lieder aus Alter und neuer Zeit, gesammelt und mit Clavierbegleitung versehen von F.W. Arnold.
Carolin Eberhardt
1. Strophe
Die Blümelein, sie schlafen schon längst im Mondenschein,
sie nicken mit den Köpfchen auf ihren Stengelein.
Es rüttelt sich der Blütenbaum, er säuselt wie im Traum.
Schlafe, schlafe, schlaf du, mein Kindelein!
2. Strophe
Die Vögelein, sie sangen so süß im Sonnenschein,
sie sind zur Ruh gegangen in ihre Nestelein.
Das Heimchen in dem Ährengrund es tut allein sich kund.
Schlafe, schlafe,
schlaf du, mein Kindelein.
3. Strophe
Sandmännchen kommt geschlichen und guckt durchs Fensterlein,
ob irgend noch ein Kindchen nicht mag zu Bette sein.
Und wo er nur ein Kindlein fand, streut er ins Aug ihm Sand.
Schlafe, schlafe,
schlaf du, mein Kindelein.
4. Strophe
Sandmännchen, aus dem Zimmer! Es schläft mein Herzchen fein.
Es ist gar fest verschlossen schon sein Guckäugelein.
Es leuchtet morgen mir Willkomm, das Äugelein so fromm.
Schlafe, schlafe,
schlaf du, mein Kindelein.
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Vorschaubild: Beim Stricken eingeschlafenes Mädchen (Tricoteuse endormie), 18.Jahrhundert: Urheber: Jean-Baptiste Greuze (1724–1805) via Wikimedia Commons gemeinfrei.
Noten gesetzt von Carolin Eberhardt