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Ausstellung im Schloss Ettersburg
Weimarer Galerie

Unter dem Motto "Licht und Schatten" fanden sich im Frühjahr sechs Künstler der virtuellen Dauerausstellung "Weimarer Galerie" (http://www.weimarer-galerie.com/) zu der dritten Präsensausstellung des Projektes im Schloss Ettersburg zusammen. Der Katalog zeigt die ausgestellten Werke und gibt einen Einblick in die Vielseitigkeit der von den Künstlern gefertigen Kunstwerke. 

Unterm weißen Baume sitzend…

Unterm weißen Baume sitzend…

Heinrich Heine

Nicht nur in der Natur hält der Winter als frostiger Gesell in jedem Jahr Einzug und lässt das Leben augenscheinlich erstarren. Auch „das Herz“ des Menschen ist „eingefroren“. Die trostlose Welt des Winters, auch wenn der Dichter Heinrich Heine „unter (einem) weiße(n) Baume“ sitzt, erfasst auch die Seele und das Herz, welches die Trostlosigkeit unweigerlich zu Teilen in sich aufnimmt und in einem melancholischen Rhythmus beginnt zu schlagen. Als nun weiße Flocken sich über dem Dichter ausschütten, meint er zunächst, dass der winterlich verschneite Baum diese über ihn wirft, bis er verwundert und erquickt zugleich feststellt, dass es keine Schneeflocken sind, sondern die frisch gewachsenen Blüten, die die Ankunft des Frühlings verkünden und ihm sein Herz wieder erwärmen. Als Quintessenz – auch im übertragenen Sinne – kann festgehalten werden, dass alle schlechten Zeiten im Leben vorübergehen, auch, wenn diese sich für den Moment anfühlen, als würden sie die Ewigkeit überdauern.

Doch nun muss natürlich für den armen Winter, der oft als grausig und traurig dargestellt wird, zuletzt noch ein gutes Wort eingelegt werden. Denn, wie es immer so ist, findet sich in allen negativen Dingen auch das Positive. So zeigt sich der Winter zwar oft erbarmungslos in seiner Kälte, doch verbrüdert er sich mit dem Sonnenschein, kann es beinah nichts Schöneres geben, als in der frostigen Luft spazieren zu gehen und das Glitzern auf den Wiesen zu genießen. Auch, wenn der Schnee mal wieder ausbleibt.

Carolin Eberhardt

Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;

Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; -
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.

Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.

Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.

Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.

 

*****

Vorschaubild: photos/natur-winter-baum-jahreszeit-6891549/, Urheber: Andreas auf Pixabay.

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