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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Vergesslichkeiten

Vergesslichkeiten

Horst Fischer

Die „Vergesslichkeiten“ - hier so eindrücklich beschrieben, können manchmal bald schon zur Verzweiflung oder zum Fluchen führen. Doch Horst Fischer nimmt das Vergessen und auch sich selbst in diesem Gedicht gekonnt aufs Korn. Was das nun mit Weihnachtsvorfreude und adventlicher Stimmung zu tun hat? Bemerkenswerterweise sitzen natürlich trotz des Vergessens alle Strophen der geliebten Weihnachtslieder, und mit ihnen kehren auch die Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste zurück. Das Gehirn ist schon manchmal ein Wunderwerk der Biotechnik.

Carolin Eberhardt

Ich bin ein sonderbarer Knab. Ich weiß oft nicht, wo ich was hab‘,

und weiß ich‘s dann, hab‘ ich‘s indessen im nächsten Augenblick vergessen.

 

Wir sind recht viel herumgefahren, doch weiß ich oft nicht, wo wir waren.

Und darum geht’s mir durch den Sinn, ob ich ein Globetrottel bin?


Oft denk ich plötzlich in der Nacht: „Da war doch was, hab ich‘s gemacht?

Was kann es nur gewesen sein?“ Das fällt mir dann im Traum nicht ein.

 

Die Freunde heißen mich willkommen. Ich hab für sie was mitgenommen,

aber beim Schwatzen, Trinken, Essen das Dalassen dann glatt vergessen.

Besuch ich wieder, nach ‘ner Pause, liegt das Geschenk dann noch zu Hause.

 

Besonders schlimm geht’s mir mit Namen. Die fallen ständig aus dem Rahmen.

Bin ich dann endlich mal im Bilde, nenn ich die Edelgard glatt Hilde.

 

Und heute war schon abgebucht, was gestern ich hab‘ ausgesucht.

Ich frag beim Kontoauszug-Lesen: „Was ist das eigentlich gewesen?“

 

Ein Buch verschlinge ich im Sturm. Ich bin ein rechter Bücherwurm.

Nachdem ich mich hindurch gefressen, hab‘ ich den Anfang schon vergessen.

 

Ach, ging mir’s doch wie Witwe Bolte. Die wusste, was sie holen wollte.

Ich aber nicht! Doch kaum zu Haus, da fällt mir’s ein – und wieder aus!

 

Wenn Tatendrang ich mal verspüre, geh ich sofort zur nächsten Türe.

Dort hab ich aber keinen Schimmer. Was wollt ich denn in diesem Zimmer?

 

Mein Schlüssel lässt mich auch alleine. Der macht sich ständig auf die Beine.

G‘rad lag er dort, ich könnt‘s beschwören! Das ist doch wirklich zum Empören! 

 

Bin ich zum munt’ren Kreis geladen, verliere oftmals ich den Faden.

Komm endlich ich zu Wort und Fragen, denk ich: „Was wollte ich denn sagen?“

 

Ob ich nun lache oder fluche, ich bin doch ständig auf der Suche

nach irgendwas, -wann, -wen, -wie, -wo – und manchmal ist’s dann gar nicht so!

 

Bei all dem Drüber und dem Drunter mich tröstet schließlich dann ein Wunder.

Ich trink‘ ein heißes Tässchen eben und freue mich an meinem Leben.

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