Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Ulf Annel

Rinderschwanzsuppe und Kindertanzgruppe
Fröhliche Gedichte

Der Erfurter Autor Ulf Annel spielt mit dem Sinn und Unsinn von Worbedeutungen. Ein Buch für die ganze Familie mit farbigen Illustrationen von Katrin Kadelke.

Schöne Junitage

Schöne Junitage

Detlev von Liliencron

Der deutsche Schriftsteller Detlev von Liliencron betrachtet in dem vorliegenden Gedicht nicht nur den Monat Juni und dessen wunderschöne sommerliche Tage, sondern geht kritisch mit der Welt ins Gericht. Egal, wie die Umstände auch sind, die Nachtigall singt immer ihr Lied. Das mag bei dem letzten Kuss des Abends und den geflüsterten Liebesworten in der ersten Strophe noch passend sein. Die Stimmung ist mit den lauschenden Gärten eine romantische. Auch in der zweiten Strophe wirken die von Liliencron gemalten Sprachbilder noch nicht bedrohlich oder kontrovers. Der „sonnengrüne Rosengarten“ und der „sonnenstille Morgenfriede“ klingen anheimelnd, einladend und idyllisch. Doch spätestens in der dritten Strophe beginnt, der immer wiederkehrende Vers „Flussüberwärts singt die Nachtigall“ einen herben Beigeschmack anzunehmen. Er stellt den „reichen Mann“ dem „Bettelkind“ gegenüber, ebenso wie die „Myrtenkränze“ den „Leichenzügen“. Ob der Autor hier Bezug auf einen Krieg nimmt, aus dem viele Beteiligte nicht lebend in die Heimat zurückkehren konnten, ist mir nicht bekannt, aber durchaus nicht abwegig. Die Vermutung wird in der vierten Strophe nochmals erhärtet mit dem Vers „und zum Kinde wird der Held“. Die „harte Welt“ wird milde und „das Herz macht seinen Frieden“ in der abendlich friedlich wirkenden Stimmung. Die Abendruhe lässt die Sorgen des Tages vergessen und umfängt das menschliche Herz und die Seele.

Carolin Eberhardt

Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuss,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muss -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

 

 

*****

Vorschaubild: photos/blitz-gewitter-erzgebirge-natur-1455285/, Urheber: Claudia Hinz auf Pixabay.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Sonne im August
von Selma Merbaum
MEHR
Wie liegt die Welt…
von Wilhelm Busch
MEHR
Guter Rat
von Theodor Fontane
MEHR
Der Sommermann
von Christian Adolf Overbeck
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen