Der deutsche Dichter Overbeck, der meist mit dem Text zu „Komm, lieber Mai, und mache“ in Zusammenhang gebracht wird, hat auch dieses Gedicht über den „Sommermann“ geschrieben. Der Sommer als solches erscheint als der personifizierte Sommermann und bringt mit sich den Sonnenschein, die Kirschblüte und die „langen Störche“. Overbeck träumt davon, dass er – gleich den Vögeln – kein Haus oder Dach braucht, denn der blaue Himmel ist sein Dach, die grünen Bäume sein Interieur, die ihn dazu einladen wie der Vogel im Ast zu sitzen und sich in der sommerlichen Atmosphäre zu wiegen.
Carolin Eberhardt
Endlich, endlich hab‘ ich ihn,
meinen Sommermann!
Nun ist alles schön und grün,
alles lacht mich an;
Uns’re Kirschenbäume blüh’n
Wie die Tulipan‘,
Und die langen Störche zieh’n –
Alles lacht mich an.
Brauch‘ ich Fenster noch und Dach?
Und wozu, wozu?
All‘ der Himmel ist mein Dach
Und der Baum dazu.
Seht den Vogel, wie gemach
Wiegt er sich in Ruh‘!
Warum thät ich’s ihm nicht nach?
Vogel, ich und du!
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