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Sesenheimer Liebeslyrik

Florian Russi

Während seines Studiums in Straßburg lernte Johann Wolfgang von Goethe die Sesenheimer Pfarrerstochter Friederike Brion kennen. Die beiden verliebten sich ineinander und Goethe wurde durch Friederike zu wundervollen Gedichten angeregt.

Einige von ihnen (Heideröslein, Mailied, Willkommen und Abschied u. a.) zählen zu seinen besten und beliebtesten überhaupt. In diesem Heft sind sie vorgestellt und mit Bildern und Erläuterungen angereichert.

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Mit einem gemalten Band

Mit einem gemalten Band

Johann Wolfgang von Goethe

Goethe ist verliebt in Friederike und wie bei Jungverliebten üblich, wird die Liebe auch zum Spiel. Bunte Bänder waren zu dieser Zeit bei Festen oder Feierlichkeiten sehr beliebt. Man ließ sie im Wind flattern und sah in ihnen auch ein Symbol für persönliche Verbundenheit. Goethe erlebt die Beziehung zur Sesenheimer Pfarrerstochter als Idyll, das der Vorstellung gleichkommt, die klassisch gebildete Menschen mit der Lyrik des antiken griechischen Dichters Anakreon in Verbindung brachten. Im 18. Jahrhundert war diese „Anakreontik" allgemein beliebt. Sie bildete ein Stilelement des Rokoko und drückte sich in Verspieltheit, Galanterie und Schwärmerei aus. Wichtigste Themen der Anakreontik waren Liebe, Freundschaft, Geselligkeit und Natur.
  
Goethe führt in sein Gedicht auch den Gott Zephyr ein. Er war nach der griechischen Mythologie ein Frühlings- und Windgott sowie ein galanter und erfolgreicher Liebhaber. Zu ihm passt auch die in der dritten Strophe genannte Rose. Sie diente als Symbol der Liebe, aber auch der Weiblichkeit und des weiblichen Geschlechts.
  
Doch nicht nur auf diese Rose will Goethe sein Verhältnis zu Friederike beziehen, sondern auf eine innige Verbindung von zwei jungen Menschen, die in freien Willen zueinander gefunden haben.
Es mag nicht verwundern, wenn Friederike das Gedicht als ein Heiratsversprechen verstanden habe sollte.


Florian Russi
   
      

Spätere Fassung

    

Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlingsgötter
Tändelnd auf ein luftig Band.

   

Zephyr, nimm‘s auf deine Flügel,
Schling‘s um meiner Liebsten Kleid!
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.

     

Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung:
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.

    

Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches Rosenband!

  

    

*****
Teaserfoto: pixabay, Urheber des Bildes: geralt (gemeinfrei) 

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