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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

An die Deutschen

An die Deutschen

Friedrich Hölderlin

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), dessen 250. Geburtstag wir 2020 feiern, zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Einige seiner Gedichte gehören zu den besten in der deutschen Literatur. So auch das folgende, das er „an die Deutschen“ gerichtet hat, Es ist ein Appell und eine Ermunterung, bei der er auch an sich selbst gedacht haben mag. Hölderlin war in hohem Grad sensibel, in sich gekehrt und wenig zupackend, d. h. „tatenarm und gedankenvoll“. Das wird auch dadurch deutlich, dass er irritiert die Anstellung als Erzieher des Sohnes der Schriftstellerin und Schiller-Freundin Charlotte von Kalb niederlegt, weil dieser wohl in der Pubertät steckte und sich lieber sexuell selbstbefriedigt, als Latein oder Metrik zu lernen (s. Safranski, Hölderlin, München, 2. Aufl.2019, S. 106).

Hölderlin konnte nicht ahnen, dass 90 Jahre nach seinem Tod eine Partei in Deutschland die Macht ergriff, die das Land gedankenarm aber tatenvoll regierte und ins Verderben riss. Heute „leben die Bücher“ und sowohl die Werke Hölderlins als auch die über ihn erfreuen sich hoher Auflagen. Kein Grund für ihn „zu büßen die Lästerung“. Denn in der heutigen Welt herrschen viele wirre Taten und Gedanken und so warten „die Lieben“ immer noch „auf den Strahl, der aus dem Gewölke kommt“.

Florian Russi

An die Deutschen


Spottet ja nicht des Kinds, wenn es mit Peitsch und Sporn
Auf dem Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt,
Denn, ihr Deutschen, auch ihr seid
Tatenarm und gedankenvoll.

Oder kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt,
Aus Gedanken die Tat? Leben die Bücher bald?
O ihr Lieben, so nehmt mich,
Daß ich büße die Lästerung.

*****

Vorschaubild: Porträt von Friedrich Hölderlin , Pastell von Franz Carl Hiemer (ca 1792)

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