Heine stammte aus Düsseldorf. Der am Rhein gelegenen Stadt und ihrem Fluss blieb er sein ganzes Leben eng verbunden. Zu seinen Lebzeiten war der Rhein ein Sinnbild für Deutschland schlechthin. Die Rheinromantik ist bis heute sprichwörtlich geblieben. Heine hat dem Rhein zwei seiner bekanntesten Gedichte gewidmet, die Loreley sowie das nun folgende. Es ist ein Loblied, sehr romantisch, aber typisch für Heine, auch mit kritischen Aspekten versehen. Heine war begeisterungsfähig, aber immer darauf bedacht, nicht in Schwärmerei zu verfallen. So auch hier. Der Rhein ist zwar prachtvoll, freundlich und verlockend, kann aber auch gefährlich sein und tückisch wie eine Geliebte.
Florian Russi
Berg' und Burgen schaun herunter
Berg' und Burgen schaun herunter
In den spiegelhellen Rhein,
Und mein Schiffchen segelt munter,
Rings umglänzt von Sonnenschein.
Ruhig seh ich zu dem Spiele
Goldner Wellen, kraus bewegt;
Still erwachen die Gefühle,
Die ich tief im Busen hegt.
Freundlich grüßend und verheißend
Lockt hinab des Stromes Pracht;
Doch ich kenn ihn, oben gleißend,
Birgt sein Innres Tod und Nacht.
Oben Lust, im Busen Tücken,
Strom, du bist der Liebsten Bild!
Die kann auch so freundlich nicken,
Lächelt auch so fromm und mild
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Teaserfoto: wikimedia - gemeinfrei; Heinrich Heine (Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, 1831)
Textquelle: http://www.textlog.de/23339.html