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Erbsensoldaten

Florian Russi

Lustige, spannende, fantasievolle Märchen über Zwerge, den Zauberer Krabat und den Müllergesellen Pumphut sind hier versammelt.

Unter der Linde

Unter der Linde

Walther von der Vogelweide

Das Hochmittelalter (ca. 1050-1250), eine Epoche großer sozialer Umwälzungen, war die Hochzeit jener Lyrik, die uns unter dem Begriff »Minnegesang« überliefert ist. Minne be­deutet im Mittelhochdeutschen »Liebe«. In der Kunst des Minnegesangs wurde zwischen »hoher« und »niederer« Min­ne unterschieden. Als hohe Minne bezeichnete man jene Lyrik, in der adlige Damen geehrt und gepriesen wurden. Schon aus Standesgründen ging es dabei nicht um eine Partnerbezie­hung zwischen dem Sänger und der »edlen« Frau. Von niede­rer Minne dagegen war die Rede, wenn ein Lied von einer Lie­besbegebenheit außerhalb von Burgmauern, zum Beispiel von einem Schäferstündchen in Wald und Feld mit einem nichtadligen Mädchen handelte.

Walther von Der Vogelweide (1170-1230), der be­kannteste unter den Minnesängern, war an vielen Höfen ein hoch angesehener Gast. Wie das folgende Lied zeigt, war er auch der »niederen« Minne nicht abhold:

 

Under der linden an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ mugt ir vinden
schône beide gebrochen bluomen unde gras.
vor dem walde in einem tal -
tandaradei
schône sanc diu nahtegal.

Ich kam gegangen zuo der ouwe,
do was mîn friedel komen ê.
 da wart ich enpfangen hêre frouwe,
daz ich bin sælic iemer m ê .
kuster mich? wol tûsenstunt!
tandaradei
seht, wie rôt mir ist der munt.

Dô het er gemachet also rîche
von bluomen eine bettestat.
des wird noch gelachet inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rosen er wol mac -
tandaradei
merken, wâ mirz houbet lac.

Daz er bî mir læge, wessez iemen,
(nu enivelle got) sô schamt ich mich.
wes er mit mir pflæge, niemer niemen
bevinde daz wan er unde ich
und ein kleinez vogellîn!
tanderadei
daz mac wol getriuwe sîn.

Unter der Linde auf der Heide,
wo unser beider Lager war,
da könnt ihr finden
schön gesammelt beides, Blumen und Gras.
Vor dem Wald in einem Tal,
tandaradei,
sang schön die Nachtigall.

Ich kam gegangen zu der Aue,
war mein Liebster bereits gekommen.
Da wurde ich empfangen wie eine Dame,
dass es mich allzeit glücklich macht.
Küsste er mich? Wohl tausendmal,
tandaradei,
seht wie rot mein Mund ist!

Da hatte er gerüstet so prächtig
Von Blumen eine Lagerstatt.
Darüber wird noch herzlich gelacht werden,
kommt jemand an dem Platz vorbei.
An den Rosen kann er noch,
tandaradei,
merken, wo mein Kopf gelegen hat.

Dass er bei mir lag, wüsste es jemand,
(das wolle Gott nicht!), so schämte ich mich. Was er mit mir da tat soll niemals einer erfahren außer ihm und mir,
Und ein kleines Vögelein,
tandaradei,
das kann wohl verschwiegen sein.

*****

entnommen: Florian Russi (Hrsg.), Reden wir von der Liebe, Bertuch Verlag Weimar 2007, S. 62 ff. 

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