Deutschland-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Deutschland-Lese
Unser Leseangebot

Ingrid Annel
Glücksdrachenpech

Schaurige, lustige, gruselige und witzige Geschichten von Wassermännern, Drachen, Irrlichtern und dem Teufel, mit Illustrationen von Marga Lenz

Auch als E-Book erhältlich

An Minna - An Emma

An Minna - An Emma

Friedrich Schiller

Die folgenden zwei Liebesgedichte verfasste Friedrich von Schiller 1782 (An Minna) und 1797 (An Emma). Das Gedicht An Emma hatte anfangs den Titel „Elegie an Emma". Sehr wahrscheinlich beschrieb Schiller in den beiden Gedichten fiktive Persönlichkeiten und niemanden aus seinem Bekanntenkreis. Vergleicht man die beiden Gedichte, wird man feststellen, dass beide von einem schweren Verlust geprägt sind. Minnas Verlust beruht auf tiefer menschlicher Enttäuschung, ausgelöst durch ihre Treulosigkeit. Emmas Verlust beruht auf ihrem frühen Tod. Dagegen steht hier die liebevolle Erinnerung an eine glückliche Zeit.

Uta Plisch

 

An Minna

 

Träum ich? Ist mein Auge trüber?
Nebelts mir ums Angesicht?
Meine Minna geht vorüber?
Meine Minna kennt mich nicht?
Die am Arme seichter Laffen
Blähend mit dem Fächer ficht,
Nimmer satt sich zu begaffen? -
Meine Minna ist es nicht.

Von dem Sonnenhute nicken
Stolze Federn, mein Geschenk,
Schleifen, die den Busen schmücken,
Rufen: Minna, sei gedenk!
Blumen, die ich selbst erzogen,
Zieren Brust und Locken noch
Ach die Brust, die mir gelogen! -
Und die Blumen blühen doch!

Geh! umhüpft von leeren Schmeichlern!
Geh! vergiß auf ewig mich.
Überliefert feilen Heuchlern,
Eitles Weib, veracht ich dich.
Geh! dir hat ein Herz geschlagen,
Dir ein Herz, das edel schlug,
Groß genug, den Schmerz zu tragen,
Daß es einer Hure schlug.


Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich.
Schwalben, die im Lenze minnen,
Fliehen, wenn der Nordwind weht,
Buhler scheucht dein Herbst von hinnen,
Einen Freund hast du verschmäht.


In den Trümmern deiner Schöne
Seh ich dich verlassen gehn,
Weinend in die Blumenszene
Deines Mais zurücke sehn.
Die mit heißem Liebesgeize
Deinem Kuß entgegenflohn,
Zischen dem erloschnen Reize,
Lachen deinem Winter Hohn.


Schönheit hat dein Herz verdorben,
Dein Gesichtchen! - schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
Seine Rose blättert sich -
Ha! wie will ich dann dich höhnen!
Höhnen? Gott bewahre mich!
Weinen will ich bittre Tränen,
Weinen, Minna, über dich.

 

 

An Emma

 

Weit in nebelgrauer Ferne
Liegt mir das vergangne Glück,
Nur an einem schönen Sterne
Weilt mit Liebe noch der Blick;
Aber, wie des Sternes Pracht,
Ist es nur ein Schein der Nacht.

Deckte dir der lange Schlummer,
Dir der Tod die Augen zu,
Dich besäße doch mein Kummer,
Meinem Herzen lebtest du.
Aber, ach! du lebst im Licht,
Meiner Liebe lebst du nicht.

Kann der Liebe süß Verlangen,
Emma, kann's vergänglich seyn?
Was dahin ist und vergangen,
Emma, kann's die Liebe seyn?
Ihrer Flamme Himmelsglut -
Stirbt sie wie ein irdisch Gut?

 

 

---
Bildquellen:
- Minna Körner geb. Stock. Mutter des Dichters und Freiheitskämpfers Theodor Körner und der Malerin Emma Körner. Zeichnung von Dora Stock. gemeinfrei, wikipedia

- Emma Körner (1788-1815), Selbstporträt. gemeinfrei, wikipedia

Weitere Beiträge dieser Rubrik

EROS
von Bettina von Arnim
MEHR
Der Kuß im Traume
von Karoline von Günderrode
MEHR
Du bist wie eine Blume
von Heinrich Heine
MEHR
Zum Valentinstag
von Florian Russi
MEHR
Gib Liebe mir
von Achim von Arnim
MEHR
Anzeige
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen