Die Bräuche und Sitten des Martinsfestes haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Noch im Jahr 1878 war es in weiten Teilen Deutschlands verbreitet, nicht am 11.November, direkt zum Martinstag, sondern am Abend des 10. November, den Martinsumzug zu begehen. Anders als heut, war es in Belgien und Holland üblich, dass die Kinder und arme Leute umherzogen, an den Türen klopften und die bekannten Martinslieder vorsangen, um dafür Gaben von den Bewohnern des Hauses zu erhalten. Ähnlich wie bei Halloween zogen die Kinder mit lauten Schimpfreimen weiter, wenn sie für ihren Gesang keine Nascherei erhielten, frei nach dem Motto „Süßes oder Saures“.
In Anlehnung an diese weniger bekannten Traditionen, schrieb der bekannte deutsche Dichter Hoffmann von Fallersleben das vorliegende Gedicht. Bei Betrachtung des Inhalts ist es vorstellbar, dass dieses Gedicht am Martinsabend vorgesungen wurde. Die Melodie hierfür ist nicht überliefert.
Carolin Eberhardt
Im Namen des heiligen Martin
Wir kommen euch zu bitten
Im Namen des heiligen Martin.
Dem Martinstag zu Ehren
Wollt uns Kinders was bescheren!
Sankt Martin war ein guter Mann,
Er nahm sich der kleinen Kinder an.
Und wenn er auf seinem Schimmel ritt,
So bracht‘ er den kleinen Kindern was mit.
So mögt ihr unser gedenken.
Uns Kindern auch was schenken:
Nüss‘ und Äpfel und Honigkuchen.
Empfangt ihr unsern schönsten Dank.
Mag Gott auf allen Wegen und Stegen
Euch gnädig sein!
Mag Gott euch immer Heil und Segen
Hiernieden verleih’n!
*****
Bildquellen:
Vorschaubild: Das Martinsfest in Deutschland, 1863, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei; Leuchtende Laterne, 2019, Urheber: Bellahu123 via Pixabay CCO; Laternenumzug, 2020, Urheber: coloringcuties via Pixabay CCO; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.
Laternenumzug, 2020, Urheber: coloringcuties via Pixabay CCO; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.