Der englische Dichter Thomas Moore lässt das lyrische Ich in seinem Gedicht voller Herzschmerz Abschied von der Blütenpracht der Rosen nehmen. Der Herbst zeigt auch vor der letzten ihrer Art kein Erbarmen und so bleibt dem Akteur nur noch übrig, der schönen Rose die letzte Ehre zu erweisen und ihre Blätter zu deren Schwestern auf das Beet zu streuen. Einer Beerdigung des Sommers kommt dieser Akt gleich. Doch trotz des Wehmuts, den der Leser verspürt, schwingt in den Strophen auch eine gewisse Romantik mit. In der letzten Strophe offenbart der Dichter, dass eine verwelkte Liebe die Ursache für den schwermütigen Ton des Stückes ist. Denn, wenn
„Manch treues Herze fällt,
O, wer wollt‘ allein bewohnen
Diese nächtliche Welt!“
Die trübselige Stimmung des an Liebeskummer Leidenden verstärkt sich durch das herbstliche Absterben der Natur. Die Trostlosigkeit der herbstlichen Stimmung vertreibt auch die positiven Gedanken des Gemüts.
Das ursprüngliche Werk mit dem Namen „The last rose of summer“ schrieb Moore in englischer Sprache nieder. Ob er selbst die deutschsprachige Übersetzung vorgenommen hat, ist nicht bekannt.
Carolin Eberhardt.
Des Sommers letzte Rose
Blüht hier noch allein
Verwelkt sind der Gespielen
Holdlächelnde Reih’n.
Ach, es blieb keine Schwester,
Keine Knospe zurück,
Mit erwiderndem Seufzer
Mit errötendem Blick!
Ich will nicht, Verlass’ne,
So einsam dich sehn,
Wo die Lieblichen schlummern,
Sollst auch du schlafen gehen.
Drum freundlich zerstreu‘ ich
Deine Blätter über’s Beet,
Wo die Blüten, wo die Blätter
Deiner Schwestern verweht.
So bald möcht‘ ich folgen,
Wenn Freundschaft sich trübt,
Und der Kranz süßer Liebe
Seine Blätter zerstiebt;
Wenn Teure verschwinden,
Manch treues Herze fällt,
O, wer wollt‘ allein bewohnen
Diese nächtliche Welt!
Des Sommers letzte Rose hier als PDF: Des Sommers letzte Rose (deutsch und englisch)
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Bildquellen:
Vorschaubild: Welkende Rose, 2020, Urheber: hudsoncrafted via Pixabay CCO; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.