Ameisen sind schon ganz besonders faszinierende Lebewesen, zählen sie doch unter anderem zu den stärksten Erdenbewohnern überhaupt. Denn einige Arten können das Hundertfache ihres eigenen Körpergewichts tragen. An den Beobachtungen einer weiteren interessanten Charaktereigenschaft lässt der Autor Horst Fischer seine Leser im vorliegendem Gedicht teilhaben.
Carolin Eberhardt
Die Ameise ist, keiner zweifelt dabei,
unverzichtbar im Walde als Polizei.
Sie ist selbst den kleinsten Kindern bekannt
und wird naheliegend Waldameise genannt.
Doch gibt’s auch, man kann’s mit Google beweisen,
Weg-, Wiesen-, Holz-, Garten- und Rasenameisen,
kurz – Ameisen gibt es auf jeden Fall
in verschied’nen Arten fast überall.
Nun sitze ich neulich und sehe gebannt
eine Ameise strampelnd im - Ostseesand!
Mit Mühe erklimmt sie den rieselnden Hang.
„Na, wird sie es schaffen?“, so frag ich mich bang.
Da gleitet sie auch schon, kopfüber, kopfunter
mitsamt tauend Körnchen ins Sandtal hinunter.
Doch das entmutigt sie in keiner Weise.
Sofort beginnt sie erneut ihre Reise.
Sie krabbelt nach oben, rutscht ab vor dem Ziel,
es geht ihr wie Sisyphos bei seinem Spiel.
Und wie sie nun weiter im Sande so wühlt,
wird plötzlich sie von einer Welle umspült.
Jetzt ist sie verschwunden. War das wohl ihr Ende?
Das Wasser versickert. - Da windet behände
die Ameise sich aus dem sandigen Grund.
Sie ist quicklebendig und fühlt sich gesund
und startet mit Eifer, als wär‘ nichts gewesen,
erneut ihr Bemühen, wie oben zu lesen.
Wie dumm ist, so denk ich, doch dies kleine Tier!
Müht es sich nicht ziellos ohne Sinn und Verstand?
Doch andererseits keimen dann Zweifel in mir.
Ist nicht seine Willenskraft höchst imposant?
Wir, die wir glauben, den Weg sicher zu kennen,
verharren trotzdem zweifelnd beim ersten Knick.
Die Ameise beginnt immer wieder zu rennen.
Sie tut, was sie tun kann, trotz Missgeschick!