Vielerorts in Deutschland versucht der Mensch, altentstandene Naturschäden zu reparieren. Nicht nur, um dem Auge des Betrachters zu schmeicheln, sondern auch um das einst dort befindliche Ökosystem wieder aufzubauen. So wurde auch mit dem Braunkohletagebau Geiseltal verfahren. Aus einem einer „Mondlandschaft“ ähnelndem Szenario entstand dort über Jahre eine idyllische Seenlandschaft, welche sogar als Weinanbaugebiet Nutzen fand. Das vorliegende Gedicht „Am Goldenen Steiger“ gibt einen kurzen Abriss zu der Geschichte und Gegenwart sowie der Entwicklung der Landschaft im Geiseltal. Darüber hinaus gelingt es dem Autor Horst Fischer, den Leser auf eine einladende und Interesse stiftende Art und Weise zum Träumen zu verleiten und in ihm das Verlangen zu wecken, selbst einmal an einem Tisch an diesem See zu sitzen, sich vom Wind sanft umfächeln zu lassen und einen regional produzierten Wein zu genießen.
Carolin Eberhardt
Du willst mal entspannen, nicht immer nur eilen?
Dann musst du am „Goldenen Steiger“ verweilen.
Dort, wo die Reihen der Reben beginnen,
da findest du Ruhe und Zeit zum Besinnen.
Sitzt du erst am Tische, vom Wind sanft umfächelt,
dazu auch ein Glas, aus dem Wein zu dir lächelt,
dann wird dich ganz schnell ein Zauber erfassen,
wirst du deinen Blick auf den See gleiten lassen.
Einst lag dort die Kohle, es lärmte und staubte.
Eine Mondlandschaft glotzte. Nicht ein einziger glaubte,
dass wieder an diesem Ort, allen zur Freude,
solch blühende Landschaft erstehe, wie heute.
Als die Bagger verschwanden, lag Geröll auf den Halden.
„Wein soll hier mal wachsen?“ Man zog die Stirne in Falten!
Doch es gab sie, belächelt, die sich plagten und mühten,
die pflanzten und wässerten – und die Weinstöcke blühten!
Und sitzen wir heute unter Planen im Schatten,
soll allen gedacht sein, die die Zuversicht hatten.
Und so danken wir nun mit Augen und Zungen
herzlich jenen, denen dies Paradies ist gelungen!
*****
Vorschaubild: Landzunge im Geiseltalsee, Urheber: Basti1978200 via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.