Wollen wir doch hier so freundlich sein und diese kryptische Formulierung meiner Mutter „verhochdeutschen:“
An Maria Lichtmess benötigt man zum ersten Mal zum Abendessen kein Licht mehr.
Was hat es nun aber mit diesem Tag, dem 2. Februar, alles auf sich oder sagen wir besser auf sich hatte?
Religion:
An diesem Tag feiert die katholische Kirche das Fest „Darstellung des Herrn“, vielerorts auch „Mariä Lichtmess“.
Das Lukasevangelium (Lk2,22-40) bezieht sich auf die jüdische Vorschrift im Alten Testament (Levitikus) ein Neugeborenes innerhalb einer bestimmten Frist in den Tempel zu bringen und dort nach vorgeschriebenen Riten (Reinigungsopfer, Darstellung des erstgeborenen Sohnes) dem Herrn zu weihen.
Im 7. Jahrhundert entstand die Tradition, diesen Tag (40.Tag nach Weihnachten) mit Lichterprozessionen zu feiern, woraus sich der Name „Mariä Lichtmess“ entwickelte. Die an diesem Tag geweihten Kerzen wurden für besondere Anlässe wie Geburt, Taufe oder Tod, aber auch - wie ich mich noch als Kind erinnere - bei Gewitter angezündet. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil lautet der offizielle Name des Festes auf Latein “Praesentatio Jesu in Templo“, zu Deutsch „Darstellung des Herrn“; man wollte den Schwerpunkt des Festes (Herrenfest) dabei mehr auf Christus gerichtet wissen, weg von dem Fokus auf die Gottesmutter.
In der evangelischen Kirche wird das Fest noch in relativ wenigen Gemeinden begangen. Die lutherische Kirche behielt das Datum in ihrem liturgischen Kalender bei.
Brauchtum und Sprichwörter:
Mariä Lichtmess war in früheren Zeiten ein wichtiges Datum im Jahresverlauf.
So waren Zahlungsfristen einzuhalten, der Beginn und das Ende von Arbeitsverhältnissen erfolgte an diesem Tag und es war der Beginn des „Bauernjahres“.
Konkret endete an dies Tag das „Dienstbotenjahr“; das Gesinde bekam den Rest des Jahreslohnes ausgezahlt und konnte (oder musste) sich ein neues Arbeitsverhältnis suchen oder das Arbeitsverhältnis wurde (meist durch Handschlag) verlängert.
Was den Beginn des Bauernjahres angeht, so sollte an Lichtmess die Winterarbeit unbedingt beendet sein. Für einen Großknecht galt es als Schande, wenn bis zu diesem Tag nicht ausgedroschen war. Zum Abschluss der Drescharbeiten durften dann die Männer bei einem gemeinsamen Essen „wie die Scheunendrescher“ zulangen. Auch für die Arbeiten am Spinnrad galt Lichtmess als deren Ende.
Verbunden mit diesem Tag sind zahlreiche Bauernregeln:
- Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee
- Ist’s zu Lichtmess mild und rein, wird’s ein langer Winter sein.
- Wenn‘s zu Lichtmess stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt.
- Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, bleibt er vier Wochen noch im Loche.
In Kanada und den USA ist dies der „Groundhog Day“: In einer lustigen Zeremonie lockt man ein Murmeltier aus seinem Bau. Sieht es seinen Schatten -also ist es ein sonniger Tag - dann soll der Winter noch vier Wochen länger dauern.
Essen zu Mariä Lichtmess:
In Frankreich und Italien gibt es a diesem Tag besondere Gerichte, die sich allerdings verblüffend ähnlich sind.
So werden Frankreich zum „Chandeleur -Fest“ traditionell „Crêpes“ zubereitet. Die runden, goldbraunen Crêpes symbolisieren dabei die Sonne und das Ende des Winters. Wer beim Backen sein Schicksal positiv beeinflussen möchte, sollte das erste Crêpe mehrmals in der Luft wenden! In Marseille und an der Côte d’Azur backt man zu Lichtmess kleine Boote (Navettes), ein orangeduftendes Gebäck.
In Italien heißt dieses Fest „Candelora“ und man bereitet dazu die italienische Variante der französischen Crêpes zu, nämlich „Crespelle“.
Kommen wir zum Schluss noch einmal auf das Eingangszitat zurück:
Ab dem 2.Februar wird jeder Tag in Hamburg 3 Minuten und 41 Sekunden länger werden, in München 3 Minuten. Wie wir wissen hat dies zur Folge, dass die Tage im Sommer im Norden länger hell sind als im Süden, dafür halt kürzer im Winter – also freuen wir uns den kommenden Frühling und lange, warme Sommernächte!
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Bildquelle: Darstellung des Herrn, Hans Holbein der Ältere, 1501, Hamburger Kunsthalle,via wikipedia commons, gemeinfrei.