Um es gleich vorweg zu nehmen, Fronleichnam toppte für uns als Messdiener alle anderen Hochfeste im Jahresverlauf.
Und auch dies vorweg, der Name des Festes sagt kaum einem (selbst katholischen) Christen noch etwas: mittelhochdeutsch:" vrône lîcham für, des Herren Leib‘ ab, von vrôn ‚was den Herrn betrifft‘ und lîcham „der Leib".
Treffender daher für mich die lateinische Bezeichnung des Hochfestes :"Corpus Christi" (Leib Christi), aber nun zum Fest, das in zahlreichen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag geblieben ist.
In Deutschland ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie in einigen Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung in den Ländern Sachsen (bestimmt durch die Fronleichnamsverordnung) und Thüringen (im gesamten Landkreis-Eichsfeld und in den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainisch-Kreises und Teilen des Wartburgkreises). In den übrigen Ländern und Regionen gibt es Sonderregelungen, wie etwa für katholische Arbeitnehmer Anspruch auf unbezahlte Freistellung und für katholische Schulkinder Anspruch auf Unterrichtsbefreiung. Fronleichnam wird an einem Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest begangen, d.h. am 60. Tag nach dem Ostersonntag.
Geschichte des Festes:
Das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie wurde erstmals 1246 im Bistum Lüttich gefeiert und 1264 von Papst Urban IV. durch eine Bulle zum Fest der Gesamtkirche erhoben. Das Konzil von Trient (1545-1563) bestätigte das Fronleichnamsfest und wertete es gleichsam zu einer gegenreformatorischen Demonstration auf. Es erklärte: „Außerdem erklärt der heilige Kirchenrat, es sei eine vorzügliche fromme und erbauliche Sitte..., dass alle Jahr dieses erhabene und ehrwürdige Sakrament ... durch die Straßen und öffentlichen Plätze herumgetragen werde." (wikipedia)
Die Reformation, besonders Martin Luther lehnten das Fest strikt ab. Als Reaktion darauf wurde es in manchen gemischt-konfessionellen Gebieten daher üblich, dass die protestantischen Bauern den Mist gerade an Fronleichnam auf die Felder ausbrachten; die katholischen Bauern antworteten am Karfreitag mit gleicher Münze.
Liturgie:
Das Schmücken ganzer Straßenzüge für die Prozession war eine Aufgabe, die die gesamte Nachbarschaft schon Tage vorher vereinte. Am Prozessionsweg und vor den Stationsaltären wurden traditionell auch Bilder, Ornamente und Schriften aus vielen einzelnen Blütenteilen als Blumenteppich gelegt, die Häuserfronten am Prozessionsweg waren mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Der wichtigste Teil des Fronleichnamsfestes ist bis heute die heilige Messe, deren liturgische Texte sich auf das Geheimnis der Eucharistie beziehen.
An die heilige Messe folgte die Prozession, bei der die Gläubigen die von (damals!!) drei Priestern abwechselnd getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten (einer konsekrierten Hostie) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen begleiteten. Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel" genannter Stoffbaldachin beschirmt, den zu meiner Zeit die Bergleute in ihren Festuniformen trugen. Dazu marschierte eine Musikkapelle mit, die Kommunionkinder waren in ihren weißen Kleidern bzw. ihren dunklen „Kommunionanzügen" dabei, die katholischen Schwestern des Malters Ordens und die Armen Schulschwestern (s. Beitrag Nikolaus von Weis auf saarland-lese.de) fielen optisch aus der Menge der Gläubigen heraus. Natürlich waren wir Messdiener mit allen verfügbaren Kräften vertreten, wobei die Krönung dabei natürlich der Dienst am „Rauchfass" war, in dem wir ordentlich Weihrauch produzierten. Zur Erklärung: Im feierlichen Gottesdienst oder eben bei der Fronleichnamsprozession trägt der Thuriferar das Weihrauchfass und wird dabei von einem Navikular mit Weihrauchschiffchen begleitet. Mit einer Statio an den vier Außenaltären wurde ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, es wurden Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt erteilt.
Die Prozession endete in der Pfarrkirche mit dem Tantum ergo (Der Hymnus Tantum ergo umfasst die letzten beiden Strophen des vom hl. Thomas von Aquin erfassten Hymnus Pange lingua) und dem Te deum (Großer Gott wir loben dich).
Das sicherlich bekannteste Te Deum ist das von Marc- Antoine Charpentier (1643-1704) dessen Prélude als Fanfare bei Fernseh-Übertragungen im Rahmen der Eurovision verwendet wird. : www.youtube.com/watch?v=-ui5_MP3Vws
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Bildquellen:
Adolph Menzel (1815-1905) Fronleichnamsprozession in Hofgastein, public domain via wikipedia commons Prozession an Fronleichnam, Andreas Gälle,copyrighted free use, via wikipedia commons