Fledermaus:
„Komm doch, du liebes Vögelein,
lass mich deinen Gespielen sein!“
Vogel:
„Meinen Gespielen? Nein, ich kenne dich nicht,
mir wird so bange vor deinem Gesicht.“
Fledermaus:
„Ich dachte mir’s wohl, ich armes Tier,
nicht Mäuschen, nicht Vogel will spielen mit mir.“
Die Fledermaus saß nun ganz allein,
sie mochte von niemand gesehen sein;
Im dunkelsten Winkel blieb sie versteckt,
wo sie den Tag lang kein Aug‘ entdeckt.
Spät erst am Abend kam sie heraus,
flatterte einsam um das Haus.
Und die Moral von der Geschicht': fürchte niemanden nur wegen eines fremden Gesichts.
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Textquelle:
Hey, Wilhelm: Fünfzig Fabeln für Kinder, Stuttgart: Loewes Verlag Ferdinand Carl, 1909, S. 4.
Bildquelle:
Lachende Fledermaus, 2013, Urheber: OpenClipart-Vectors via Pixabay CCO; Vogel auf einem Ast, 2020, Urheber: aalmeidah via Pixabay CCO; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.