Ein Eichhörnchen und ein Hund hatten Freundschaft geschlossen und durchzogen gemeinsam das Land. Dabei kamen sie einmal zu später Stunde in einen Wald. Es wurde dunkel und sie fanden keinen Ausweg. Da beschlossen sie, nicht weiterzugehen, sondern an Ort und Stelle zu übernachten und den kommenden Morgen abzuwarten. Das Eichhörnchen schwang sich auf den Ast eines Baumes und das Hündchen verkroch sich ganz in seiner Nähe in einem hohlen Baumstamm.
Um Mitternacht kam ein Fuchs vorbei gepirscht und mit seiner guten Nase nahm er die Witterung des Eichhörnchens auf. Darüber freute er sich sehr und war voller Hoffnung, das Eichhörnchen schnappen und auffressen zu können. Um nach ihm greifen zu können, war er zu klein. Deshalb überlegte er kurz, wie er das Hörnchen dazu bewegen könnte, zu ihm hinabzusteigen.
„Verzeih mir, dass ich dich im Schlaf störe“, rief er ihm zu. „Doch meine Freude ist übergroß, dich hier zu sehen. Ich bin dein Vetter und mein Vater, den du vielleicht nie das Glück hattest kennenzulernen, hat mir in seiner Todesstunde aufgetragen, nach dir zu suchen und mit dir sein Erbe zu teilen. Du bist das Kind der Schwester meines Vaters. Hören wir auf die Stimme unseres Blutes. Das Herz, liebe Kusine, schlägt voller Liebe in meiner Brust. Steig also schnell von deinem Baum herab und lasse dich von mir umarmen und küssen.“
Das Eichhörnchen hörte es, doch war es klug genug, sich nicht so einfach bezirzen zu lassen. Deshalb antwortete es: „Gerne, mein lieber Vetter, will ich zu dir herabsteigen und mich in deine Arme und an deine Brust drücken lassen. Vorher will ich dir aber noch einen Edlen vorstellen, der mich überall hin begleitet. Er schläft gleich in der Nähe in einem hohlen Baum Es wird ihm eine große Freude sein, dich kennenzulernen. Wecke ihn also auf, mein teurer Freund.“
Der Fuchs hörte diese Worte gerne, meinte er doch, dass es sich bei dem Begleiter um ein weiteres Eichhörnchen handeln würde. Listig wollte er auch nach ihm greifen und dann würde er beide verschlingen. Erwartungsvoll weckte er also das im Baum schlafende Tier auf. Doch welch ein Schrecken! Der Hund kam hervorgestürzt und es begann zwischen beiden ein wilder Kampf, bei dem der überrumpelte Fuchs schließlich sein Leben einbüßte.
So zeigte sich zweierlei: Ein Schelm kann oft in eigene Schlingen rennen und lehrt uns auch den Wert von Freundschaft kennen.
Fazit: Gegenüber Schmeichlern ist immer Vorsicht geboten und
in Gefahren bewähren sich treue Freundschaften.