Ein Wolf war nicht erfolgreich bei der Nahrungssuche. Er war abgemagert und bestand nur noch aus Haut und Knochen. Da begegnete er einer Dogge. Sie war wohlgenährt und der Wolf fragte sie, warum es ihr besser ginge als ihm.
Ich lebe in der Obhut meines Herren, antwortete die Dogge und schwärmte dem Wolf vor, wie vorteilhaft es auch für ihn sei, sich der Menschen anzuvertrauen. „Nie muss ich Hunger leiden“, sagte sie. „Wir Hunde bekommen die Essenreste von den Tischen der Menschen und dabei fallen viele leckere Sachen für uns ab, wie Hühner- oder Taubenknochen und manche Wohltaten. Als Gegenleistung werde nur erwartet, dass man seinem Herrn gehorsam sei, seinen Dienern schmeichle und nicht selbstständig auf die Jagd gehe“.
Der Wolf, der immer hungrig war gewann Gefallen an der Vorstellung, sein freies Leben aufzugeben und sich ebenfalls in die Obhut der Menschen zu begeben. Doch da entdeckte er, dass die Dogge an ihrem Hals eine kahle Stelle hatte. Er fragte die Dogge nach der Ursache.
„Das kommt von dem Halsband, dass ich immer wieder trage. Es hat mich wund gescheuert, weil es an der Kette hängt, die mir mitunter umgetan wird.“
Da antwortete der Wolf „Auf solch ein Leben verzichte ich lieber, bleibe hungrig und Herr meiner selbst." Er lief in den Wald zurück, wo er auch heute noch läuft.
Fazit:
Wenn Sicherheit und Freiheit sich nicht vereinbaren lassen, muss mach sich für eine Seite entscheiden.
nacherzählt von Florian Russi