Ein Mann las in der Zeitung, dass die Bürger eines Staates einen Politiker zu ihrem Präsidenten gewählt hätten. Da legte er die Zeitung beiseite und fragte laut: „Warum den und nicht mich?“
Wenig später las er, dass eine von ihm verehrte Schauspielerin einen ihrer Kollegen geheiratet hätte. Da lehnte er sich in seinem Sessel auf und rief voller Zorn: „Warum den und nicht mich?“ Ein Woche später hörte er, dass man einen seiner ehemaligen Mitschüler zum Professor berufen habe. „Warum ihn und nicht mich?“, fragte sich der Mann erbost. Noch ärgerlicher war es für ihn, als er hörte, dass eine reiche Frau einen seiner Kollegen zum Alleinerben bestimmt hatte. „Warum ihn und nicht mich?“, fragte er sich nun wieder. Als er kurz danach eine Veranstaltung besuchte, sah er, dass der Veranstalter sich beim Abschied seinem Nachbarn zuwandte und ihn umarmte und küsste. „Warum nicht mich?“, grummelte der Mann leise in sich hinein. Später dann las er in der Zeitung, dass der Bürgermeister seiner Stadt in einer Angelegenheit einen seiner Nachbarn um Rat gefragt hatte. Da stampfte unser Mann mit dem Fuß auf den Boden und rief laut: „Warum den und nicht mich?“ Wieder eine Weile später las der Mann in der Zeitung einen Spendenaufruf. In einem anderen Land war eine schlimme Hungersnot ausgebrochen und alle Leser wurden darum gebeten, den vom Verhungern bedrohten Kindern und Erwachsenen zu helfen.
Da sagte der Mann zu sich selbst: „Wenn sie mich gewählt, geliebt, berufen, beschenkt, gewürdigt oder gefragt hätten, wäre ich gerne bereit, für die Notleidenden zu spenden. So aber hat niemand von mir etwas zu erwarten.“
Fazit: Wer seines Glückes Schmied sein will, muss schmieden.
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Bildquelle: Vorschaubild, Die Bauern und die Zeitung, Gemälde von Albert Anker, 1867, 64 x 80,5 cm, Privatbesitz, gemeinfrei