In der Steppe lebte eine Herde von 100 Gazellen friedlich vereint. Das änderte sich, als plötzlich fünf Böcke, die bisher in einer Junggesellengruppen zusammengelebt hatten, erwachsen wurden und alle fünf beanspruchten, von jetzt an die Herde anführen zu können. Sie stießen sich gegenseitig mit ihren Hörnern und priesen ihre Fähigkeiten und Vorzüge. Jeder behauptete von sich, der einzige geeignete Führer zu sein. Darüber kam es in der ganzen Herde zum Streit. Der Streit wurde so heftig, dass alle Gazellen darunter zu leiden hatten und keine Zeit mehr fanden, um ausreichend nach Nahrung zu suchen, in Ruhe wiederkäuen zu können und ihren Nachwuchs zu versorgen.
So kann das nicht weitergehen, riefen daraufhin immer mehr Gazellen und schließlich beschlossen sie, einen starken Führer zu suchen, der wieder allein über sie bestimmen sollte. Alle fühlten sich dazu aufgefordert und so trat eines Tages eine von ihnen in Begleitung eines Löwen vor die anderen und sagte: „Unbestritten sind die Löwen die Könige unter den Tieren. Wir sollten diesen einen dazu ausersehen, über uns zu regieren und wieder Frieden in unsere Herde zu bringen.“ Nach einigem Hin und Her willigten die anderen Gazellen in den Vorschlag ein und so riefen sie gemeinsam den Löwen zu ihrem neuen Führer aus.
Nach ein paar Tagen wurde der Löwe hungrig. Er griff sich die Gazelle, die ihm am nächsten stand und fraß sie auf. Da beschwerten sich die Gazellen bei dem Löwen, doch der antwortete: „Ihr wusstet doch, dass ich ein Löwe bin und davon lebe, andere Tiere zu erlegen. Trotzdem habt ihr mich zu eurem Führer gewählt. Ich werde mich nicht ändern und immer, wenn ich hungrig bin, eine von euch auffressen.“ Das betrübte die Gazellen sehr. Doch keine unter ihnen war stark genug, um sich gegen den Löwen aufzulehnen.
Fazit: Genau so wichtig, wie es ist, einen Anführer zu finden, ist auch die Frage,
wie man ihn wieder los wird.