Es ist lange her, da lebte in einem Dorf ein wunderschönes Mädchen. Im ganzen Ort und auch darüber hinaus wurde sie bewundert und viele junge und auch ältere Männer warben um sie. Dazu gehörten auch drei Burschen, die eng miteinander befreundet waren. Das Mädchen aber wich allen Bewerbern aus. Es betrachtete sich als zu jung und unerfahren, um sich mit einem der Männer einzulassen.
Die drei Burschen aber steigerten sich gegenseitig im Verlangen nach dem schönen Kind. Mit einem Trick lockten sie es in eine Falle. Dann überfielen, vergewaltigten, quälten und töteten sie es. Sie handelten wie im Rausch. Als sie sich bewusst wurden, was sie angerichtet hatten, flohen sie davon und lebten einige Jahre im Verborgenen. Immer stärker wurden sie dort von ihren Schuldgefühlen bedrängt. Schließlich konnten sie es nicht mehr ertragen, und so beschlossen sie, ihr Verbrechen zu bekennen und öffentlich zu bereuen. Der erste von ihnen ging in sein Dorf zurück, fiel vor dem örtlichen Priester nieder und entschuldigte sich für seine Tat. Der zweite ließ dem Priester und der Familie des Mädchens mitteilen, dass er sich in die Einsamkeit zurückziehen, als Einsiedler in einer Höhle leben, und bis an sein Lebensende für seine Tat büßen werde. Der dritte, der ein geschickter Handwerker war, bot der Familie des Mädchens an, sie mit all seinem Vermögen zu unterstützen und so weit wie möglich für den schweren Verlust zu entschädigen.
Der Priester rief die Familie zu sich und beriet sich mit ihr. Dann sagte er: „Ich unterstelle den Dreien, dass ihnen ihre Tat ehrlich leid tut. Am ehesten trifft es auf den zu, der angeboten hat, die Familie zu entschädigen. Reue ist wichtig, doch letztlich dient sie nur dem seelischen Befinden der Täter. Die Tat ungeschehen machen, kann sie nicht.“
Fazit: Wieder gutmachen lässt sich ein Verbrechen nicht.
Oder: Besser, als ein Verbrechen zu vergeben, ist, ihm vorzubeugen.
Oder: „Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, dass wir sind wie wir sind.“ (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin)
Oder: „In der Reue bedauern wir weniger die böse Tat, sondern fürchten die bösen Folgen.“ (Francois de La Rochefoucauld, französischer Schriftsteller) Hat er Recht?
Anmerkung: Die beiden Zitate habe ich dem P.M. History-Magazin vom April 2025 entnommen.
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