Zwei Freunde waren ihrer Religion überdrüssig geworden. Sie beschlossen, von nun an Atheisten zu sein. Wann immer sie sich von da an trafen, spotteten sie über die verschiedenen Glaubenslehren, über die Kirchen und vor allem über die Priester. Als sie sich nach einer längeren Trennung wiedersahen, glaubte der eine Freund zu sehen, dass der andere, als er auf ihn wartete die Hände gefaltet und vor sich hin gesprochen hatte.
„Es schien mir ja fast so, als ob du gebetet hättest“, sprach er ihn an und ergänzte: „Wir waren uns darin einig, keiner Religion mehr zu trauen und uns von keiner Kirche oder Glaubensgemeinschaft etwas vorschreiben zu lassen.“
„Daran halte ich mich immer noch“, erwiderte der andere. „Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Weltall, die Erde, die Lebewesen, die Sprachen, die Kultur, die Vernunft, die Liebe, das Glück nur zufällig entstanden sein sollen. Deshalb suche ich nach einem Schöpfer. Es geht mir wie den Astronomen, die überzeugt sind, dass es im Weltraum irgendwo noch andere Lebewesen geben muss. Auch sie geben die Suche nicht auf. Ähnlich habe ich mich entschlossen, nach dem Wesen zu suchen, das für alles, was ist, verantwortlich ist. Ab und zu spreche ich mit ihm, in der Hoffnung, dass er oder sie mich hört. Wenn es mir und meinen Lieben gut geht, bedanke ich mich bei ihm, wenn nicht, oder wenn die Welt in Unordnung ist, beklage ich mich oder bitte um Hilfe. Das tue ich nicht wegen ihm, sondern wegen mir. Ich glaube an nichts, aber ich wünsche mir einen Gott, der gerecht und wohltätig ist.“
Fazit: Was uns im Zweifel immer bleibt, ist die Hoffnung.
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