Deutschland-Lese

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Autor Christoph Werner lässt den Weimarer Unternehmer und Verleger Friedrich Justin Bertuch zurückblicken auf das eigene Leben.

Ein Tag im Leben des Friedrich Justin Bertuch

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Der Tyrann und sein Intimfeind

Der Tyrann und sein Intimfeind

Florian Russi

Die beiden waren mal enge Freunde gewesen und hatten gemeinsam dafür gekämpft, ihr Land und dessen Bewohner zu Glück, Wohlstand und Frieden zu führen. Dabei waren sie erfolgreich. Der eine von ihnen wurde zum Präsidenten des Landes gewählt. Doch anders als er es versprochen hatte, entwickelte er sich zum Diktator und Tyrannen. Alle, die ihm im Wege standen, verfolgte er mit Einschüchterung, Folter und Mord. Dabei geriet er auch mit seinem bisherigen Freund in Streit. Der fürchtete um sein Leben und floh ins Ausland. Doch auch dort ließ der Tyrann ihn verfolgen und mehrere Attentate auf ihn verüben, die glücklicherweise allerdings danebengingen.

Eines Tages wurde der Entflohene so sehr von Heimweh geplagt, dass er sich entschloss, in sein Land zurückzukehren. Trotz seiner schlechten Erfahrungen hatte er die Hoffnung, dass sein Ex-Freund ihn dort ungeschoren lassen würde. Der aber ließ ihn festnehmen und vor sich führen.

„Normalerweise mache ich mir nicht die Mühe, mit meinen Feinden zu sprechen, doch in deinem Fall mache ich eine Ausnahme. Wir wollten beide Karriere machen, doch nur mir ist es gelungen. Ich bin vom Schicksal auserwählt. Mein Wille geschehe. Du aber bist mein intimster Feind und ich werde dich foltern und töten lassen. Du stehst nun zwar nicht mehr im Wege, gehörst aber trotzdem weggeräumt.“

„Dazu hast du leider die Macht“, antwortete der Intimfeind. „Doch ich glaube an eine ausgleichende Gerechtigkeit. Alles, was wir Menschen uns vorstellen können, muss es geben, andernfalls könnten wir es uns nicht vorstellen. Du bist ein Verbrecher und wirst dafür bestraft werden, da bin ich mir sicher. Wenn Buddha Recht hatte, wirst du als Wurm wiedergeboren und ein Vogel wird dich zerstückeln. Wenn Jesus oder Mohammed Recht behalten, wird Gott dich mit ewigen Qualen bestrafen. Wenn die Philosophen und Physiker richtigliegen und nichts, was existiert, ganz vergeht, wird es im Jenseits zu einem großen Tribunal kommen, wo auch ich dann als Ankläger auftreten werde. Da du vorhast, mich umbringen zu lassen, werde ich vor dir im Jenseits sein. So kann ich mich in Ruhe auf die Anklage vorbereiten.“

Fazit: Gerechtigkeit ist kein Zufall, sondern ein allem Sein zugeordnetes Prizip.

Oder: Nur dem kann vergeben werden, der ehrlich bereut hat und dem jeder, dem er geschadet hat, persönlich verziehen hat.

 

*****

Vorschaubild: photos/streit-konflikt-mann-hass-spannung-4709804/, Urheber: Roland Steinmann auf Pixabay.

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