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Florian Russi

Schaubühne

Insgesmt 8 Theaterstücke von Florian Russi mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Kinder- und Jugendgruppen warten darauf, von kleinen Künstlern belebt zu werden.

Der Stammeskrieg

Der Stammeskrieg

Florian Russi

Zwei Stämme, die sich Hobis und Nobis nannten, lebten nebeneinander in einem weiten Gebiet. Der Platz reichte für beide, und so lebten sie lange in Frieden. Eines Tages kam bei den Hobis ein Mann an die Macht, der sehr überheblich und habgierig war. Er hetzte seine Stammesbrüder dazu auf, die Nobis zu überfallen und zu versklaven. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass der „Rat der Stärksten“ seines Stammes, den er von seinem Vorgänger übernommen hatte, von eigenständigen und mutigen Männern besetzt war. Die widersprachen ihm und sagten: „Die Nobis sind friedliebend, für einen Krieg gegen sie besteht kein Grund. Wir sind nicht bereit, unser Leben für deine Machtbedürfnisse zu opfern.“

Als der neue Stammeshäuptling trotzdem weiter drängte, sagten die Mitglieder des Rates zu ihm: „Du bist der einzige von uns, der den Krieg will. Deshalb gehe zu den Nobis und fordere deren Anführer heraus. Wenn der darauf eingeht und du ihn besiegst, kannst du dich auch zum Herrscher über die Nobis erklären und von da an über beide Stämme regieren.“

„Das ist eine gute Idee“, antwortete der Hobi-Häuptling, „der Häuptling der Nobis ist viel älter und schwächer als ich. Es wird mir ein leichtes sein, ihn zu besiegen.“

Sofort machte sich eine Gesandtschaft der Hobis zu den Nobis auf, um ihnen den Vorschlag des Zweikampfes zu unterbreiten. Zu ihrer Überraschung erklärte der Anführer der Nobis: „Ich stelle schon länger fest, dass euer Häuptling Krieg führen will. Das würde viele Tote bedeuten. Es ist besser, wenn wir den Streit zu zweit unter uns ausmachen.“ Es wurde ein Treffpunkt vereinbart und festgelegt, dass der Kampf mit Knüppeln ausgetragen werden sollte.

Schon früh brach der Hobi-Häuptling zum vereinbarten Ort auf. Unterwegs prahlte er mit seiner Kraft und Kampfeserfahrung. Dabei entwickelte er Ideen, wie er mit dem Stamm der Nobis umgehen werde.

Der Anführer der Nobis erschien ebenfalls wie vereinbart. In seiner Begleitung war ein sehr großer und kräftiger Mann, der einen Knüppel bei sich trug. Er begrüßte den Hobi-Häuptling und sagte: „Du hast meinem Stamm gedroht und mich zum Kampf aufgefordert. Du auch hast über die Art der Waffen bestimmt. Mir als dem Angegriffenen bleibt das Recht, einen meiner Männer zu bestimmen, der für mich in den Kampf eintritt.“

Dann gab er seinem Begleiter ein Zeichen. Der zückte seinen Knüppel und spaltete dem verblüfften Hobi-Häuptling den Schädel.

„Jetzt bin nur noch ich übrig“, verkündete der Nobi-Anführer laut. „Lasst und zusammensitzen und gemeinsam beraten, wie wir unsere Stämme einen und eine Friedensverordnung begründen."

Fazit: Wenn sich nur diejenigen an einem Krieg beteiligen würden, die ihn ausdrücklich wollen, gäbe es viele Tote, Verwundete und Vergewaltigte nicht.

Oder: „Glaubt nicht, ihr hättet Millionen Feinde. Euer einziger Feind heißt: Krieg.“

(Erich Kästner)

 

*****

Vorschaubild: illustrations/schwert-krieger-ritter-jahrgang-8663554/, Urheber: Elias Jonkers auf Pixabay; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.

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