Ein Hund und ein Hahn lebten zusammen mit vielen anderen Tieren auf einem großen Bauernhof. Als eines Tages die Bäuerin schwer erkrankte, sprach sich das überall schnell herum. Die Bäuerin war bei ihrem Vieh allgemein beliebt, und so machten sich alle, Rinder, Ziegen, Pferde, Gänse und Hühner große Sorgen um sie.
Als einziges Tier auf dem Hof hatte der Hund Zugang zum Wohnhaus der Bäuerin und zu deren Familie. So bekam er auch mit, dass der Hausarzt die Bäuerin mehrmals besuchte und in der Familie über dessen medizinischen Befund gesprochen wurde.
Der Hahn hätte auch gern gewusst, wie es um die Krankheit der Bäuerin bestellt war. Deshalb flog er, als er den Hund über den Hof laufen sah, vor ihn hin und sagte zu ihm: „Alle Tiere sind in großer Sorge und du bist der Einzige, der etwas Genaueres weiß. Sag mir, wie es der Bäuerin geht, und ob wir das Schlimmste befürchten müssen.“
Der Hund sah dem Hahn in die Augen und schüttelte nur seinen Kopf.
„Sag doch, was du weißt“, bedrängte ihn der Hahn immer wieder und spreizte sein Gefieder. „Lass es wenigsten auch mich wissen. Ich verspreche dir, dass ich es niemandem weitererzählen werde.“
„Kannst du denn schweigen?“, fragte da der Hund.
„Wie ein Grab“, versicherte ihm der Hund.
Der Hund antwortete: „Ich auch.“
Fazit: Nur höchste Verschwiegenheit garantiert, dass ein Geheimnis ein Geheimnis bleibt.
Oder: Wenn auch nur einer seinen Mund nicht halten kann, bleibt ein Geheimnis kein Geheimnis mehr.
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Vorschaubild: vectors/hahn-männlich-scheune-bauernhof-48152/, Urheber: Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay; vectors/hund-tier-haustier-hündchen-1728494/, Urheber: Christophe auf Pixabay; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.