Der Häuptling „Hat-sie-nicht-mehr-alle“ war einer der Anführer des Indianerstammes der Nudeten. Als die Wahl des Oberhäuptlings anstand, bewarb er sich mit bewegten Worten: „Ich bin der Größte und werde auch unseren Stamm wieder groß machen. Ich allein bin in der Lage, die Sioux, die uns immer wieder bedrängen, in ihre Schranken zu weisen und in die Ferne zu vertreiben. Ich werde dafür sorgen, dass wieder mehr Kinder geboren werden und unser Stamm weiter wachsen wird. Ich bin der einzige Garant dafür, dass es allen Nudeten in Zukunft bessergehen wird. Alle, die gegen mich antreten, sind Memmen. Das Heil unseres Stammes liegt allein in meinen Händen.“
Ein Zuhörer trat ihm entgegen und erwiderte: „Wie kannst du Dinge versprechen, von denen du weißt, dass du sie nicht einhalten kannst? Du redest mit gespaltener Zunge, bist ein notorischer Lügner. Als Häuptling hast du kein einziges deiner Versprechen verwirklicht. Die Sioux lästern über dich, haben nur Sorge, dass du sie bekriegen willst. Alle Stämme wollen in Frieden leben, du aber willst Zwist unter ihnen säen. Wegen dir werden auch nicht mehr Kinder geboren, auch wenn du einige Squaws belästigt hast.“
Über diese Worte empörten sich die Anhänger des Häuptlings „Hat-sie-nicht-mehr-alle“ sehr. Sie drohten dem Redner Prügel an und riefen: „Unser Häuptling ist uns von Manitu geschickt. Er bringt uns das Heil. Alles, was er sagt, wird wahr, sobald es aus seinem Munde kommt. Wir verehren ihn, wir stellen uns um ihn. Wir sind uns einig. Wir sind eins mit ihm. Wir alle haben sie nicht mehr alle.“
Fazit: Kein Unsinn ist so groß, dass er nicht auch Anhänger finden könnte – und manchmal sehr viele.
*****
Vorschaubild: vectors/alphabet-wort-bilder-amerikanisch-1300545/, Urheber: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.