Ein Nashorn lebte in der Steppe und war mit sich und der Welt zufrieden. Es war von seinen Eltern und seinen Lehrern sehr gut erzogen worden und wusste sich gut zu benehmen. So lebte es friedlich und von anderen geachtet in der Savanne. Eines Tages wurde es jedoch, ohne dass es einen Grund dafür gab, von einem anderen übel beschimpft, so dass viele es hören konnten. Du dummes Horn, dachte das Nashorn, mich kannst du nicht beleidigen. Es bewahrte Ruhe und wandte sich seinen Freunden zu. Die bewunderten es, weil es sich so besonnen verhalten hatte, obwohl es sehr kräftig war und das andere Nashorn durchaus hätte ordentlich rempeln können.
Als das Nashorn wenig später durch die Savanne lief, sah es plötzlich, dass der Artgenosse, von dem es beschimpft worden war, tot auf der Erde lag. Es ging zu ihm hin und versuchte vergeblich, ihn mit seiner kräftigen Nase aufzurütteln. Das sah ein vorbeiziehender Löwe. Der lief sofort zu seinen Freunden und erzählte voller Entsetzen: „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie unser scheinbar so friedliches Nashorn auf das andere eingestoßen und es getötet hat.“ Das erschreckte alle Löwen und sie erzählten auch den anderen Tieren der Savanne davon und alle schüttelten die Köpfe. Von jetzt an nannten sie das Nashorn alle „Killer“ und „Schrecken der Savanne“.
Es dauerte nicht lange, da begann das Nashorn sich in der neuen Rolle als Killer wohlzufühlen. Viele versuchten, es zu umschmeicheln, alle zeigten Respekt. Niemand traute sich mehr, dem Nashorn zu widersprechen.
Fazit: Ruf, Ansehen und Nimbus gelten oft mehr als die Tatsachen