Ein Gericht in einem diktatorisch regierten Staat verurteilte einen Angeklagten zu mehreren Jahren Haft in einem Arbeitslager. Der Schuldspruch wurde damit begründet, dass der Angeklagte versucht habe, eine Organisation zu gründen, in der terroristische Anschläge gegen die staatliche Ordnung vorbereitet werden sollten. Außerdem habe er gegen das Demonstrationsrecht verstoßen und als Berater eines Unternehmens riesige Beträge veruntreut, um seine staatsfeindlichen Vorhaben finanzieren zu können.
Daraufhin antwortete der Angeklagte: „Ihr nennt euch Richter, wisst aber genau, dass euer Urteil gegen jedes Recht verstößt. Ich habe versucht, eine Bewegung ins Leben zu rufen, die sich für die Menschenrechte einsetzt, so wie sie in der Charta der Vereinten Nationen von allen Staaten anerkannt sind. Terror liegt mir fern, ich besitze weder die Waffen noch andere Mittel dazu. Das Geld, das ich veruntreut haben soll, habe ich nie besessen. Das ließe sich in einem gerechten und fairen Verfahren ohne Schwierigkeiten beweisen. Die Vorwürfe gegen mich sind haltlos. Das wisst ihr. Dennoch habt ihr mich verurteilt. Nicht, weil ich gegen Rechte verstoßen hätte, sondern weil ich der herrschenden Diktatur entgegenstehe. Ihr seid also kein Gericht, sondern ein Organ zur Durchsetzung staatlicher Willkür. Anstatt das Recht zu schützen, tretet ihr es mit Füßen. Im Kern unterscheidet ihr euch nicht von einer verbrecherischen Bande.“
Fazit: Recht ist nur da möglich, wo die Macht ihm zur Seite steht.
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