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Florian Russi
Die Irrfahrten des Herrn Müller II
Eine moderne Odyssee

Daniel Müller ist ein aufstrebender junger Möbelkaufmann. Er hat eine Freundin, doch auch eine Kundin seiner Firma versucht ihn zu gewinnen. Als Daniel sie ermordet auffindet, spricht alles dafür, dass er der Mörder ist. Er gerät in Panik und flieht, fährt zum Flughafen und bucht den nächsten Flug ins Ausland. Im Flugzeug entdeckt ihn eine nymphomanisch veranlagte Prinzessin: Sie versteckt ihn in ihrem Schloss. Während Zielfahnder der Polizei ihm auf den Fersen sind, erlebt Daniel immer neue Abenteuer und Überraschungen …


Cäsarenwahn

Cäsarenwahn

Florian Russi

Ein Kaiser, der sehr eitel und größenwahnsinnig war, ließ jeden Morgen seinen Hofstaat antreten und sich und seine Taten lobpreisen. Täglich verlangte er eine größere Ehrerbietung, was die Mitglieder des Hofstaats in arge Bedrängnis versetzte. Alle Zeit, die ihnen zum Nachdenken verblieb, nutzten sie dazu, sich neue Lobpreisungen einfallen zu lassen und die vom Vortage zu übertreffen.

An einem Montag winkten alle mit Fähnchen und priesen ihn mit den Worten „Du bist der Klügste von allen Menschen“. Am Tag danach wedelten sie mit Palmenzweigen und jubelten: „Da steht er mitten unter uns, der Liebling des Volkes.“ Wieder einen Tag später senkten sie ihre Köpfe und priesen seine Hochherrlichkeit. Als nächstes nannten sie ihn den bedeutendsten Menschen im gesamten Weltall, dann einen göttlichen Herrscher und schließlich blieb ihnen nur noch: „Du bist Gott“ zu rufen.

Jetzt war die Verlegenheit groß. Was gab es noch, was über Gott stand. Dazu fiel ihnen nichts ein. Der Anführer der kaiserlichen Garde ordnete daher an, dass sich am folgenden Tag alle vor dem Kaiser zu geißeln hätten. „Er muss es sehen, das Blut muss spritzen“, sagte er. Doch was blieb danach noch? In ihrer Verzweiflung begingen alle am folgenden Tag vor dem Kaiser Selbstmord.

Als der Kaiser später wieder seinen Hofstaat empfangen wollte, war nur noch einer von diesem übrig geblieben. Er hatte den gemeinsamen Suizid zufällig überlebt. Er fiel vor dem Kaiser nieder und flehte: „Darf ich dir die Füße küssen?“

„Ich bin Gott und habe keine Füße“, antwortete der Kaiser. „Werfe dich zu Boden und küsse deinen eigenen Arsch! – Na mach schon! Du kannst es nicht? Klar doch, dass ich mich vor so viel Schwäche und Versagen über alle Sterne erheben muss.“

Fazit: Auch die Unterwürfigkeit stößt an Grenzen.

Oder:

Viele Herrscher leiden an Cäsarenwahn, aber nicht sie, sondern ihre Untertanen haben zu leiden.

 

*****

Vorschaubild: photos/paris-frankreich-louvre-2775427/, Urheber: NakNakNak auf Pixabay.

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