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Das verlassene Krankenhaus bei Tschernobyl

Nic

Heft, 28 Seiten, 2020 - ab 23 Nov. erhältlich

Die Stadt Prypjat liegt nur 3 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Im hiesigen Krankenhaus wurden unmittelbar nach der Explosion des Atomreaktors die ersten stark verstrahlten Opfer behandelt. Viele von Ihnen sind an der massiven Strahlenbelastung gestorben.

Am 27. April 1986, einen Tag nach der Nuklearkatastrophe, wurde die Prypjat evakuiert. Seither ist die Stadt, wie auch das hier gezeigte Krankenhaus verwaist. 30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Nic führt uns auf einem Rundgang durch verlassene Gänge vorbei an verfallenen OP-Sälen und Behandlungszimmern.

Für alle Fans von Lost Places.

Ab 4 Heften versenden wir versandkostenfrei.

Brexit - Phrexit? (II)

Brexit - Phrexit? (II)

Herbert Kihm

Es liegt an uns

Die Analyse von Florian Russi ist (leider) zutreffend, aber eine Analyse ist nur der Beginn einer Therapie wenn eine Besserung erreicht werden soll. Von Georg Christoph Lichtenberg stammt das Zitat: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“

Wenn es anders werden soll, dann müssen nach der Analyse auch Entscheidungen gefällt werden. Es hilft nicht auf vollkommene Entscheidungen zu hoffen, die es niemals geben wird, sondern es ist besser unvollkommene Entscheidungen zu treffen, wenn die Zeit dazu gekommen ist (frei nach Charles de Gaulle).

Ich hoffe der Brexit und die Wahl des 45. Präsidenten der USA, vor allem aber die „Inauguration speech“ von Donald Trump in der „ Amercia first“ das beherrschende Zitat war, wird nun hoffentlich von den Verantwortlichen in Europa als der (bitter notwendige) „Tritt in den Hintern“ verstanden. Die Antwort auf „... Wir haben die Grenzen anderer Länder verteidigt, während wir uns weigerten unsere eigenen zu verteidigen (...) Alle Entscheidungen über Handel Steuern, Einwanderung Außenpolitik werden zum Vorteil amerikanischer Arbeiter und Familien getroffen...“ muss für uns in Europa nun heißen: „Europe, only together we are strong!“

Die Wahl von Trump als auch der Brexit waren demokratische Entscheidungen, soweit so richtig. Ich fürchte, hier wurden in unseren komplizierten und komplexen Zeiten die Grenzen der Demokratie – griechisch: Volksherrschaft – jedoch erkennbar.

Dazu ein Zitat des Papstes (21.01.2017):

„... Papst Franziskus hat angesichts der Krisenzeiten in Europa vor Populismus und Abschottung gewarnt. Das katholische Kirchenoberhaupt sagte einer Reihe von Zeitungen, darunter der spanischen "El País" und der "Welt am Sonntag", natürlich gebe es in Krisenzeiten "Ängste und Sorgen". Dann suchten die Menschen "Heilsbringer, die uns unsere Identität wiedergeben". Er selbst denke dabei aber an das Jahr 1933 in Deutschland.

„Hitler hat die Macht nicht an sich gerissen, er wurde von seinem Volk gewählt und hat sein Volk zerstört", sagte Franziskus den Zeitungen. „In Zeiten der Krise versagt das Urteilsvermögen.“ Der Papst warnte vor diesem Hintergrund vor einer Abschottung: „Wir schützen uns mit Mauern und Stacheldraht vor den anderen Völkern, die uns unsere Identität nehmen könnten.“ Das sei „sehr schlimm“.

Hier möchte ich den kürzlich verstorbenen Bundespräsidenten Roman Herzog zitieren (Berliner Rede):
„...Was sehe ich dagegen in Deutschland? Hier herrscht ganz überwiegend Mutlosigkeit, Krisenszenarien werden gepflegt. Ein Gefühl der Lähmung liegt über unserer Gesellschaft. (...)
Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: Der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaubliche mentale Depression- das sind die Stichworte der Krise. Sie bilden einen allgegenwärtigen Dreiklang, aber einen Dreiklang in Moll. (...)

... Nur zu leicht verführt Angst zu dem Reflex, alles Bestehende erhalten zu wollen, koste es was es wolle. Eine von Ängsten erfüllte Gesellschaft wird unfähig zu Reformen und damit zur Gestaltung der Zukunft. Angst lähmt den Erfindergeist, den Mut zur Selbständigkeit, die Hoffnung, mit den Problemen fertigzuwerden. Unser deutsches Wort "Angst" ist bereits als Symbol unserer Befindlichkeit in den Sprachschatz der Amerikaner und Franzosen eingeflossen. „Mut“ oder „Selbstvertrauen“ scheinen dagegen aus der Mode gekommen zu sein.

Roman Herzog fordert in seiner Berliner Rede am 26. April 1997, dass "ein Ruck durch Deutschland gehen" muss.
Roman Herzog fordert in seiner Berliner Rede am 26. April 1997, dass "ein Ruck durch Deutschland gehen" muss.

... Unser eigentliches Problem ist also ein mentales: Es ist ja nicht so, als ob wir nicht wüssten, dass wir Wirtschaft und Gesellschaft dringend modernisieren müssen. Trotzdem geht es nur mit quälender Langsamkeit voran. Uns fehlt der Schwung zur Erneuerung, die Bereitschaft, Risiken einzugehen, eingefahrene Wege zu verlassen, Neues zu wagen. Ich behaupte: Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. (....)Aber gerade bei den Themen, die am heftigsten diskutiert werden, ist der Informationsstand des Bürgers erschreckend gering. Umfragen belegen, dass nur eine Minderheit weiß, um was es bei den großen Reformen derzeit eigentlich geht. Das ist ein Armutszeugnis für alle Beteiligten: die Politiker, die sich allzuleicht an Detailfragen festhaken und die großen Linien nicht aufzeigen, die Medien, denen billige Schlagzeilen oft wichtiger sind als saubere Information, die Fachleute, die sich oft zu gut dafür sind, in klaren Sätzen zu sagen, "was Sache ist".

Stattdessen gefallen wir uns in Angstszenarien. Kaum eine neue Entdeckung, bei der nicht zuerst nach den Risiken und Gefahren, keineswegs aber nach den Chancen gefragt wird.(...)Ich vermisse bei unseren Eliten in Politik, Wirtschaft, Medien und gesellschaftlichen Gruppen die Fähigkeit und den Willen, das als richtig Erkannte auch durchzustehen. Es kann ja sein, dass einem einmal der Wind der öffentlichen Meinung ins Gesicht bläst. (...)

Aber es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen. ...“

Ich denke, diese Worte Roman Herzogs sind aktueller denn je; der Ruck muss aber nicht nur durch Deutschland gehen; er muss nach Brexit und der Wahl in den USA auch durch Europa gehen und vor allem, er muss durch unsere Köpfe gehen.

„Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance“ (Victor Hugo).

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Bilder:

- Vorschaubild: Exit. Bearbeitung Rita Dadder
- Papst Franziskus. Urheber: Gabriel Andrés Trujillo Escobedo. CC-BY-SA 2.0. Quelle: Flickr: Su Santidad Papa Francisco. via wikimedia commons
- Roman Herzog fordert in seiner Berliner Rede am 26. April 1997, dass "ein Ruck durch Deutschland gehen" muss: © Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS, Geschichte der CDU, Kalender, 26. April 1997

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