„Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen,
die Jugendstunden sind, wie lang! Wie lang! verflossen,
April und Mai und Junius sind ferne,
ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne. „
(Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke (Bremer Ausgabe),
Bd.12, München: Luchterhand, 2004, S. 41)
Am 07.11. 1811 schrieb August Mayer an seinen Bruder, der „arme Hölderlin" wolle einen Almanach herausgeben und schreibe dafür „täglich eine Menge Papier voll." Aus dem „Fascikel", den ihm Hölderlin zum Durchlesen gegeben habe, teilte er u.a. die obenstehende Strophe mit.
Als Studenten an der Alma Mater in Tübingen haben wir oft so manche schöne Sommerstunden auf der Neckarinsel verbracht, immer in Sichtweite des Hölderlinturmes.
Dieser, nur durch einen Neckararm von uns getrennt, befand sich auf der Altstadtseite, im Schatten der alten Trauerweiden und umgeben von den dort verankerten Stocherkähnen. Er ist bis heute eines der am meisten fotografierten Objekte in Tübingen.
Der Dichter Friedrich Hölderlin wurde vom 15. September 1806 bis zum 3.Mai 1807 in der Klinik von Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth (1772-1835), dem Begründer des Universitätsklinikums Tübingen, behandelt, jedoch im gleichen Jahr als unheilbar krank entlassen. Er bewohnte ab dann im „Hölderlinturm" 36 Jahre lang ein einfaches Zimmer. Das Haus gehörte einem seiner Bewunderer, dem Schreinermeister Friedrich Zimmer.
*****
Fotos:
- Vorschaubild: Hölderlinturm in Tübingen mit einem "Stocherkahn" im Vordergrund. Quelle: wikimedia commons, Urheber: Wamito, public domain.
Bilder im Text:
- Hölderlinturm mit Turm der Stiftskirche: Herbert Kihm
- Hölderlinturm, Spiegelung im Neckar: Herbert Kihm
- Hölderlinturm Tübingen, Quelle: Wikipedia Bild Hoelderlinturm.jpg, Urheber: Thomgoe; modified by Wildfeuer, public domain.