Wenn jemand Klaus Pichler einen Künstler nennt, so wird er von dem Fotografen nur folgendes hören: „Ich habe mich nie als Künstler betrachtet.“
Doch was liegt näher, als seine aussagekräftigen Bilder als Kunst und somit auch ihn als Künstler, zu bezeichnen? Bereits in der Vergangenheit publizierte Pichler einen Bildband über den Zürich See (2012), kürzlich erschien sein bildgewaltiges Werk „Kykladen“ im Mitteldeutschen Verlag, übrigens auch unter der Kategorie „Kunst“ auf der Homepage des Verlages kategorisiert. Das Besondere an dem Bildband mit dem Untertitel „Die malerische Inselwelt in der Ägäis“: Klaus Pichler widmete das Buch seinem 2020 verstorbenen Sohn, dessen Lieblingsfotografie in das Buch aufgenommen wurde.
Seine Bilder leben nicht nur von einer fantastischen Aussagekraft, sondern auch, wie der Fotograf selbst, von einem außergewöhnlichen Charakter. Klaus Pichler scheint die Einzigartigkeit eines jeden Ortes sofort zu erkennen und hat das Talent, diese mit seinem Objektiv für immer einzufangen.
Doch wer steckt hinter dem talentierten Fotografen?
Klaus Pichler wurde 1942 in Prag geboren, verbrachte dort allerdings nicht seine Kindheit, sondern besuchte die Volksschule in Innsbruck. Seine weitere schulische Ausbildung absolvierte er am Gymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch. Nach abgeschlossenem Abitur nahm er in Wien ein Studium der Klassischen Philologie auf.
Seit 1970 nennt er die Schweiz seine Heimat, hier unterrichtete er 37 Jahre an einem Gymnasium am Zürichsee die Fächer Latein, Griechisch und Alte Geschichte. Seine Leidenschaft für Fotografie entdeckte er bereits 1972, ab 1996 stellte er seine Fotografien in öffentlichen Ausstellungen aus. Zeitgleich begann er damit, Auftragsarbeiten anzunehmen und sich in freien Projekten zu engagieren.
Wer Pichlers Fotos betrachtet, kommt nicht umhin, sich darüber zu wundern, dass seine Begabung nicht etwa einer speziellen Ausbildung geschuldet ist, sondern er sich vielmehr die wichtigen Handgriffe autodidaktisch aneignete. Da der Fotograf an seine Werke sehr hohe Ansprüche stellt, erstellt er sie mit einer nicht auszuschöpfenden Geduld, bis die Aufnahmen seinen Ansprüchen entsprechen. Seine Lieblingsmotive sind vornehmlich Menschen, Landschaften und Architektur. Ein vielversprechendes Motiv macht Klaus Pichler sogar zum Frühaufsteher: „das kristalline Licht eines Morgens“. Aber auch „das weiche Licht des Spätnachmittags“ begeistert ihn.
Doch nicht nur das Licht in all seinen Facetten muss für die perfekte Aufnahme stimmen, sondern natürlich auch der Zeitpunkt, die Perspektive und die Schärfentiefe. Zwar empfindet der Fotograf die Fragen der Ausrüstung im Vergleich zu den zuvor genannten Punkten als sekundär, aber natürlich nicht gänzlich unwichtig, schätzt er doch eine gute Technik sehr und bewundert die Errungenschaften der modernen Phototechnik.
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Porträtfoto: Andreas Leemann.
Fotografie der Ägäis: Klaus Pichler.