Der im österreichisch-schlesischen Heinzendorf bei Ordrau geborene mährisch-österreichische Priester Gregor Mendel bewies bereits im 19. Jahrhundert, dass Gottesglaube und wissenschaftliche Forschung sich nicht ausschließen müssen. Noch heute profitiert sowohl Bildungswesen, Forschungsbranche als auch die Landwirtschaft von seinen Vererbungstheorien.
Als Sohn der Kleinbauern Anton und Rosina Mendel wuchs Gregor Johann mit zwei Schwestern auf. Sein Interesse galt schon sehr früh den Pflanzen im elterlichen Garten, so dass er es bald zu seinem vergnüglichen Zeitvertreib machte, die Obstbäume zu veredeln. Seine Begabung zeigte sich auch in seinen Schulnoten, die es ihm ermöglichten nach dem Besuch der Dorfschule das Gymnasium in Troppau zu besuchen. Sein kognitives Potential reichte sogar soweit, dass er seinen Lebensunterhalt mit 16 Jahren nahezu selbstständig als Privatlehrer bestreiten konnte. Bedingt durch mehrere Unfälle, unter anderem durch einen schweren Waldunfall seines Vaters, war es den mittellosen Eltern nicht mehr möglich, ihren Sohn finanziell zu unterstützen. Im gymnasienseigenen naturkundlichen Museum war Mendel unter seinem Lehrer Ens während seiner gesamten Schulzeit tätig. 1840 schloss er die Schule als Abschlussklassenbester mit dem Abitur ab, bevor er sein Studium am Philosophischen Institut der Universität Olmütz begann. 1843 musste Mendel auf Grund finanzieller Engpässe seine Ausbildung abbrechen. Auf Empfehlung seines ehemaligen Physiklehrers wurde er unter dem Ordensnamen „Gregorius“ als Postulant bei den Augustiner-Eremiten der Abtei St. Thomas in Alt Brünn aufgenommen. Zwischen 1845 und 1848 ging Mendel einem Theologiestudium an der Brünner Bischöflichen Theologischen Lehranstalt nach, ab 1845/46 belegte er zusätzlich die Fächer Ökonomie, Obstbaumzucht und Weinbau. Das wissenschaftliche Fundament für Mendels spätere Forschung wurde durch Franz Diebl gelegt, welcher Mendel in Kreuzungstechniken, Auslese und Samenvermehrung unterrichtete. Obwohl Mendel 1847 seine Priesterweihe empfing, erkannten seine Vorgesetzten, dass sein Interesse mehr der Wissenschaft als der Seelsorge galt und so fand er schließlich eine Anstellung als Lehrer für Mathematik und Griechisch am k. k. Gymnasium in Znaim. Seine Bestrebungen, für das Lehramt an Gymnasien in Naturgeschichte und Physik an der Universität Wien zugelassen zu werden, waren auf Grund der nichtbestandenen Aufnahmeprüfung als Externer vergeblich.
Von 1851 bis 1853 ermöglichte ihm sein Abt Cyrill Napp ein Studium in Wien, bei welchem er seine Kenntnisse zur Morphologie und Systematik der phanerogamen Pflanzen unter Eduard Fenzl vertiefte, ebenso aber im Fach Demonstrative Experimentalphysik bei Christian Doppler eingeschrieben war. Des Weiteren nahm er an dem Fach Anatomie und Physiologie der Pflanzen teil, welches von Franz Unger unterrichtet wurde.
Nach einer zweiten gescheiterten Lehramtsprüfung widmete sich Mendel dem, was ihm nach seinem Tod bis in die Gegenwart zu Ruhm verhelfen würde: er begann eine acht Jahre umfassende systematische Erforschung der Vererbung bei Erbsen. Dazu züchtete Mendel eine große Anzahl von Erbsen. Seiner Forschung ging er dabei im Klostergarten Brünn nach. Er experimentierte mit verschiedenen Kreuzungen, die er im Nachgang einer statistischen Auswertung unterzog. Seine Beobachtungen in Bezug auf die Veränderungen der genetischen Merkmale hielt er schriftlich fest. Dabei fokussierte er sich unter anderem darauf, wie sich Blüten und Schoten von einer Generation zur nächsten veränderten. Aus seinen Überlegungen und Auswertungen resultierte eine 40-seitige Schrift, die Mendel 1866 unter dem Titel „Versuche über Pflanzen-Hybriden“ veröffentlichte und deren öffentliche Missachtung Mendel selbstbewusst mit dem Satz „Meine Zeit wird schon kommen“ abtat.
Nachdem der Prälat Cyrill Franz Napp 1867 verstarb, wurde Mendel mit 11 von 12 Stimmen von den Augustinern zu dessen Nachfolger ernannt. Trotz seiner Berufung setzte Mendel seine genetischen Studien fort. 1868 erhielt er eine Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. Folgend wurde Mendel zu einem der Gründungsmitglieder der Meteorologischen Gesellschaft, 1869 wurde er Vizepräsidenten des Naturforschenden Vereins in Brünn. Ferner wurde Mendel 1870 von dem k. u. k. Finanzministerium in die Landeskommission zur Regelung der Grundsteuer in Mähren berufen. Auf Antrag des Ministers des Innern beim Kaiser 1872 wurde dem heute als Vater der Genetik bekannten Mendel der Franz-Joseph-Orden überreicht.
Seine letzten Jahre verbrachte der Genetiker und Abt mit steuerlichen Konflikten, die aus einer Überprüfung des Klosters hervorgingen. 1883 erkrankte Mendel an einem Nierenleiden, an welchem er 1884 in Brünn verstarb. In Brünn wurde ihm zu Ehren 1910 ein Denkmal eingeweiht.
Sein Erbe beschäftigt noch heute die Biologieklassen weltweit. Seine Erkenntnisse fassten in der Wissenschaft allerdings erst weit nach seinem Ableben, 1900, Fuß und wurden zu den drei Mendel’schen Vererbungstheorien etabliert. Mendels Forschung war maßgeblich für die Züchtung von Pflanzen mit dem Ziel, bestimmte Merkmale zu verstärken. So trugen seine Forschungsergebnisse dazu bei, in den 1970er Jahren aus dem bisher aus Raps hergestellten bitteren Lampenöl ein geschmackvolles Speiseöl zu entwickeln. Ebenso wurde die Ertragsmenge in der Rapsernte erheblich gesteigert. Auch heute noch haben die Mendel’schen Gesetze das Potential, einen erheblichen Beitrag für aktuelle Probleme zu leisten. Im Jahr 2022 werden Forschungen betrieben, die Nutzpflanzen widerstandsfähiger und krankheitsresistenter machen sollen, ebenso sollen die Pflanzen gegen längere Dürreperioden gestärkt werden, mit dem Ziel, der wachsenden Weltbevölkerung mit genügend Nahrungsmitteln entgegentreten zu können.
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Textquellen:
>https://www.ardalpha.de/wissen/geschichte/historische-persoenlichkeiten/gregor-mendel-vererbung-mendel-genetik-100.html< abgerufen am 12.08.2022.
>https://www.openscience.or.at/de/wissen/genetik-und-zellbiologie/2022-05-25-gregor-mendel-pionier-der-pflanzenforschung-und-vater-der-genetik/< abgerufen am 12.08.2022.
Iltis, Hugo: Gregor Johann Mendel: Leben, Werk und Wirkung, Berlin/Heidelberg: Springer Verlag, 1924.
Krumbiegel, Ingo: Gregor Mendel und das Schicksal seiner Entdeckung, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1967.
Bildquellen:
Vorschaubild: Gregor Johann Mendel, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei; bearbeitet von Carolin Eberhardt.