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Florian Russi:

Machiavelli
Philosoph der Regierungskunst

Philosophie für unterwegs, Band 3

Florian Russi ist den Gedanken und Ratschlägen des berühmten Florentiner Philosophen nachgegangen und legt einen klar strukturierten und spannenden, mit Zitaten und Quellenangaben versehenen Überblick über Machiavellis wichtigste Werke vor.

Niccolò Machiavelli

Niccolò Machiavelli

Florian Russi

Philosoph der Regierungskunst

Er gilt als Stammvater der Politikwissenschaft und steht gleichzeitig in dem Ruf, ein skrupelloser Ratgeber von Machtmenschen zu sein. Wird heute jemand als Machiavellist bezeichnet, so bedeutet das, dass ihm jedes Mittel recht ist, um Macht an sich zu reißen oder zu erhalten.

Der 1496 in Florenz als Sohn eines Rechtsanwalts geborene Niccolò di Bernardo dei Machiavelli erlebte in seiner Jugend eine in sich zerstrittene Heimatstadt und ein ebenso uneiniges Italien. Florenz war zwar von seiner Verfassung her eine Republik, tatsächlich jedoch wurde die Stadt von den reichen Kaufmannsfamilien, insbesondere der Familie Medici beherrscht. Zwischendurch gelangte zudem der religiöse Fanatiker Girolamo Savonarola an die Macht. In Italien rangen die großen Städte wie Genua, Venedig und Mailand um Macht und Einfluss, der Papst kämpfte darum, seinen Kirchenstaat zu erweitern und die Großmächte Spanien, Frankreich und das Deutsche Reich versuchten, ihre Herrschaftsgebiete in und nach Italien auszuweiten. In solch kritischer Zeit wurde Machiavelli mit fast dreißig Jahren der für Außen- und Verteidigung zuständige Staatssekretär von Florenz.

Dieses Amt übte er 14 Jahre lang aus. Im Jahr 1512, inzwischen waren wieder die Medici an die Macht gelangt, wurde er entlassen, gefangen gesetzt und sogar gefoltert. Die Medici verdächtigten ihn, mit ihren Gegnern unter einer Decke zu stecken. Machiavelli zog sich ins Privatleben zurück und versuchte, sich mit einigen Schriften zu rehabilitieren. Er schrieb seine vier wichtigsten Werke: „Der Fürst“, „Abhandlungen über die 10 ersten Bücher des Titus Livius“ („Diccorsi“), „Die Kunst des Krieges“ sowie „Geschichte von Florenz“. Mit diesen Schriften verfolgte Machiavelli drei Ziele. Er wollte erstens sein umfangreiches Wissen übermitteln, sich zweitens den Medici als politischer Stratege empfehlen und drittens auf die Einigung Italiens hinwirken. Den „Fürsten“, sein bekanntestes Werk, widmete er Lorenzo de Medici. Das Misstrauen der Herrscherfamilie blieb ihm jedoch erhalten.

Zu seinem großen Leidwesen gelang es Machiavelli nicht, wieder in ein öffentliches Amt zu gelangen. Umso größer wurde sein Einfluss als Autor und Ratgeber. Entsprechend wurde er auch angefeindet und bekämpft. Der Papst setzte seine Schriften sogar auf den Index, hob die Indizierung später allerdings wieder auf.

Machiavelli hat viele Weisheiten hinterlassen, u. a. seinen berühmten Rat an alle Mächtigen:

„Gewalttaten (Schmerzliche Eingriffe) müssen ... alle auf einmal angewandt werden, damit sie weniger gespürt werden und deshalb weniger verletzen. Wohltaten dagegen soll man nur nach und nach erweisen, damit sie besser empfunden werden.“ (Der Fürst, VIII. Kapitel)

Dazu gehört auch der Hinweis, dass nicht der zu meinem Freund wird, den ich mit Wohltaten überhäufe, sondern der, den ich dazu gewinne, dass er auch mir aktiv Gutes tut (Der Fürst, X. Kapitel). Und weiterhin, dass ein Herrscher, der Kriege vermeiden will, sich durch eine eigene Streitmacht und durch verlässliche Bündnisse gegen sie wappnen muss (Discorsi, I 21).

Nicht immer war Machiavelli dabei konsequent. Einerseits schrieb er, dass „der Ordner eines Staatswesen und der Gesetzgeber davon ausgehen (müssen), dass alle Menschen böse sind und stets ihrer bösen Gemütsart folgen, sobald sie Gelegenheit dazu haben“ (Discorsi, I 3). Andererseits stellt er später fest, dass die Menschen selten ganz gut oder ganz böse seien (Discorsi, I 27). Einerseits stärkt er autoritäre Herrschaften, andererseits führt er aus: „Ferner sieht man Staaten, in denen das Volk herrscht, ... ausnehmend wachsen, weit mehr als solche, die stets unter einem Fürsten gelebt haben.“  (Discorsi I 58)

Niccolò Machiavelli starb 1527 in Florenz. Um ihn heute zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, in welcher Zeit er gelebt hat. Er hat nur politische Systeme erlebt, die autoritär oder zerstritten waren und sich gegenseitig bekriegten. Überall in Staat und Gesellschaft herrschten Intrigen und Machtkämpfe. Daher sah Machiavelli in einer geordneten Souveränität die einzige Möglichkeit zu einer friedlichen und förderlichen Politik im Interesse der Herrschenden, aber auch der Bürger.

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Bilder:

- Portrait Niccolò Machiavelli von Santi di Tito: Public domain, via Wikimedia Commons-
- Statue Niccolò Machiavelli: Die ursprüngliche Uploaderin war Frieda in der italienischen Wikipedia., CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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