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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Friedensreich Hundertwasser

Friedensreich Hundertwasser

Christina-Maria Jahn

„Kunst ist die Brücke zwischen Mensch und Natur. Kunst ist nicht die Brücke zwischen Mensch und Mensch.“

Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser (1928-2000) war ein österreichischer Maler, Architekt, Umweltaktivist und Philosoph. Weltweite Berühmtheit erlangte er mit seinen farbstarken Bildern und seiner ausgefallenen Baukunst, in welcher Organik und Statik, Kultur und Natur, Schönheit und Funktionalität in kreativer Harmonie verbunden wurden. Sein Wirken zeichnet eine enge Verbundenheit mit der Natur aus, wie allein das obenstehende Zitat verdeutlicht.

Kunst ist für Hundertwasser aber nicht bloß die Brücke zur Natur, nein, sie ist auch der Weg zu einer friedlichen, unangepassten, herrlich bunten Zukunft, in der sich der Mensch kontinuierlich als Produkt der Schöpfung und als Schöpfer selbst begreift. Die organische Welt der Pflanzen und Tiere, der Formen und Farben, des Wachstums und des Vergehens dienen dem Künstler hierbei als Inspiration und Spiegel der Natur in ihm selbst.

Friedensreich Hundertwasser wurde als Friedrich Stowasser 1923 in Wien geboren. Da sein Vater 1924 an den Folgen einer Blinddarmentzündung starb, wurde Stowasser alleine von seiner Mutter großgezogen. Ab dem 7. Lebensjahr besuchte er die Wiener Montessori- Schule, wo ihm ein „außergewöhnlicher Form- und Farbensinn“ attestiert wurde. Doch mit dem Einzug der Nationalsozialisten am 13.03.1938 in Österreich änderte sich Stowassers Leben grundlegend. Er wurde mit seiner Mutter zwangsumgesiedelt, musste sich der Hitlerjugend anschließen und eine staatliche Schule besuchen.

Nach der Befreiung Wiens und der Beendigung seiner Matura schrieb sich Stowasser 1948 an der „Akademie der Bildenden Künste“ in Wien ein. Dort hielt er es jedoch nur kurz aus und brach nach drei Monaten sein Studium ab. Statt andächtig lauschend im Hörsaal zu hocken, wollte der junge Mann sich ins Leben stürzen und mittels Erfahrung praktisches Wissen erlangen. Dafür begab er sich auf eine dreijährige Reise durch Italien, Frankreich, Marokko und Tunesien. In jener Zeit taufte sich Friedrich Stowasser zu Friedrich Hundertwasser um. Der Name Hundertwasser referiert dabei auf das slawische „Sto“, welches zu deutsch Einhundert bedeutet. Auf seinen Reisen beeindruckte ihn vor allen Dingen die nordafrikanische Architektur, die ein reiches Repertoire an bunten Farben und geschwungenen, organischen Formen aufweist.

1952 stellte Hundertwasser das erste Mal seine Bilder in Wien aus. In den nächsten Jahren folgten Ausstellungsaufträge in Paris und Mailand, es ergaben sich Kontakte zu der Pariser Künstlerszene der Avantgarde. Damit gelingt ihm in den 1950er Jahren schließlich der Durchbruch als international bekannter Künstler. Zeitlebens verband er seinen unstillbaren Entdeckungsdrang mit seiner Schaffenswut. So entstanden in knapp fünf Jahrzehnten mehr als 82 Malereien, 40 architektonische Gebäude und zahlreiche Siebdrucke, Radierungen und japanische Holzschnitte. Aber auch mit seinem regen Engagement für Umwelt und Menschengerechtigkeit machte sich Hundertwasser einen bedeutenden Namen. Neben Entwürfe zu pflanzlichen Kläranlagen, Humustoiletten und Sonnenkollektoren ging auch seine „Nacktrede für das Anrecht auf eine dritte Haut“ in die Annalen der Weltgeschichte ein. Zeitlebens protestierte Hundertwasser gegen die Uniformität der maschinellen Produktion, gegen die Gier der Konsumgesellschaft und brach stattdessen eine Lanze für den Mut zum Eigensinn.

Nicht ohne Grund bezeichnet Prof. Robert Fleck, welcher sich als Kunsthistoriker und Ausstellungskurator einen bedeutenden Namen machte, Hundertwasser als „Erfinder der neuen Malerei“. Denn Hundertwasser verstünde es, „althergebrachte Farbmischtechniken in einer nie dagewesen Ausdrucksform wiederzubeleben“. Die Farben, die Hundertwassers Werken Leben und Seele einhauchen, rühren von raren Farbpigmenten, wie das Rot, dass aus Vulkansand gewonnen wird, oder dem Gelb, dass aus Sienna stammt. Um diese Farbpigmente zu beschaffen, segelte Hundertwasser mit seinem Boot „Regentag“ um die Welt, tauchte in fremde Kulturen und die Weite des Ozeans ein, malte in sich versunken an verhangenen Regentagen oder genoss das laute Leben um sich herum, wenn die Sonne lacht. Peter Schamonis gleichnamiger Dokumentarfilm „Hundertwassers Regentag“ aus dem Jahre 1972 bebildert Hundertwassers Seefahrer-Lebensstil und fängt gekonnt die friedliche und achtsame Atmosphäre ein, welche den Werken des Künstlers innewohnt.

Seine Maltechnik bezeichnet der kunstschaffende Freigeist selbst als „Transautomatismus“. Dies ist ein Stil, der der Lehre des Daoismus nachempfunden ist und darum intuitiv und spontan, geduldig und prozessual, Bilder der Wirklichkeit neu arrangiert. Doch neben der kontemplativen Produktion ist auch eine veränderte Rezeption grundlegend für den Transautomatismus. Hundertwassers eigentümliche Herangehensweise entfaltet ihre volle Kraft in einer neuen, wertefreien Wahrnehmung, die einen aktiven, gestalterischen Betrachter fordert, der die Bilderwelten nicht bloß an- sondern auch einsieht. So wird die Rezeption zu einer psychodelischen Erfahrung, in welcher Natur und Mensch zu einer Instanz verschmelzen und das Äußere im Inneren spürbar wird.

Um den Sog seiner Bilder zu verstärken setzt Hundertwasser auf das Motiv der Spirale. Die Spirale symbolisiert das Leben selbst, das ewige Wachstum, dem weder Anfang noch Ende gesetzt sind. So kann die Betrachtung einer Spirale den Eindruck erzeugen, einer lebendigen Bewegung beizuwohnen, die entweder gen Zentrum oder Peripherie weist. Obschon es dasselbe Motiv ist, wirkt die Spirale individuell und kann von mehreren Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Damit vereint das Spiralmotiv vermeintliche Gegensätze wie Innen und Außen, Rückwärts und Vorwärts, Ying oder Yang nahtlos in sich und weist damit auf die kosmische Harmonie des Weltgefüges hin.

Jene kosmische Harmonie und natürliche Ordnung stellt für Hundertwasser auch die Schönheit per se dar, die einzig in der Natur zu finden ist. „Die Grundbedingung der Schönheit ist das Zusammenwirken von Architektur und Natur“, sagte Hundertwasser einst und beschreibt damit die Losung seiner architektonischen Stilrichtung: Die grauen, betonierten, geraden und monotonen Bauten der Nachkriegsarchitektur der 50er und 60er Jahre widern ihn an. In seinem ‚Verschimmelungsmanifest‘ von 1958 schreibt er: „Die Bauten stiften ein lebensfeindliches Terrain, dass einer optischen Umweltverschmutzung gleicht, die die Seele des Menschen aussaugt.“. Außerdem sei „die gerade Linie gottlos, unmoralisch und führt zum Untergang der Menschheit.“.

Hundertwasser ist der Meinung, dass der Mensch nur in der Natur Geborgenheit, Vitalität und Lebensfreude finden kann. Seine Hundertwasserhäuser kommen darum nicht ohne einen „Baummieter“ aus, also einem Baum der als stiller, aber sauerstoffspendender Untermieter auf dem Balkon oder dem Dach Quartier bezieht. Das architektonische Leitmotiv des „Baummieters“, entspricht Hundertwassers Ebenen-Ansatz, der sich dafür ausspricht, dass die vertikale Ebene den Menschen und die horizontale Ebene der Natur gehören soll. Überall, wo im Winter der Schnee darauf fällt, schreibt Hundertwasser 1976, sei Wohnraum der Natur, denn nur so rekreiere man von selbst das natürliche Gleichgewicht und die ursprüngliche Harmonie zwischen Mensch und Natur.

Hundertwassers Architektur kann also als Revolte verstanden werden, die mit den statischen, strengen und künstlichen Normen seiner Generation bricht und mittels Formfreiheit, Naturverbundenheit und Farbenfröhlichkeit den Weg in eine menschengerechte Zukunft weist.

 

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Vorschaubild: 

Hundertwasser nz 1998 hg, Urheber: © Hannes Grobe via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5; neu bearbeitet von Carolin Eberhardt.

HoutemHundertwasserwkped07, 2007, Urheber: Els Diederen via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

Friedensreich Hundertwassers Schiff Regentag, 2021, Urheber: Alfred Pertl via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Hundertwasser-Kindergarten from Southwest, 2006, Urheber: Gerbil via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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