Nach dem Studium war Heyne als Hauslehrer tätig, bevor er im Herbst 1753 nach Dresden ging. Dort arbeitete er als Kopist in der Bibliothek des sächsischen Premierministers Heinrich Graf von Brühl. In Dresden begegnete er auch dem Bibliothekar Johann Joachim Winckelmann, der sich bereits als Kunstschriftsteller betätigte. Mit philologischen Arbeiten besserte Heyne sein geringes Einkommen auf. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) schlug er sich als Hofmeister durch und fertigte weitere Übersetzungen an.
Der Leidener Philologe und Universitätsprofessor David Ruhnken (1723-1793) wurde auf Heyne aufmerksam und empfahl ihn an die Georg-August-Universität Göttingen. Im Frühjahr 1763 trat Heyne die Nachfolge von Johann Matthias Gesner (1691-1761) als Professor für Poesie und Beredsamkeit und ab 1764 als Leiter der Bibliotheca Buloviana an. Als Direktor des philologischen Seminars legte Heyne den Grundstein für die Altertumswissenschaft, die Philologie, Geschichte und Archäologie unter einem Dach vereinte. 1767 begründete er die erste Abgusssammlung Europas. Heyne betätigte sich schriftstellerisch und verfasste eine Einleitung in das Studium der Antike (1772). 1774 setzte ihm Johann Wolfgang Goethe in seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers ein bleibendes Denkmal. 1801 begegneten sie sich persönlich. Beide setzten sich mit Winckelmanns Kunsttheorie auseinander: Goethe mit Auge und Gefühl, Heyne mit seiner Ratio. Er hatte bis 1768 mit dem Altertumsforscher korrespondiert und verwendete dessen Schriften in seinen Vorlesungen. Trotz aller Kritik bewunderte er Winckelmanns klassische Gelehrsamkeit und die ansteckende Begeisterung für die Schönheit antiker Kunstwerke.
Abb. 3
Abbildungsverzeichnis:
( 1 ) Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Chr. G. Heyne zur Zeit des Kaufes des Hauses Papendiek
16 (1772)
( 2 ) Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Christian Gottlob Heyne (um 1800). Landesbibliothek
Eutin
( 3 ) Foto: Öffentlichkeitsarbeit, Wilhelmsplatz 2, Universität Göttingen