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Christoph Werner: Um ewig einst zu leben

Historischer Roman über Caspar David Friedrich und Joseph Mallord William Turner.
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Friedrich der Große-Teil II

Friedrich der Große-Teil II

Christoph Werner

Flagge USA

Bevor ich im dritten Teil meiner Betrachtungen über die Frage nachdenke, was einen König ausmacht und gar noch einen „groß" genannten König, darf ich Ihnen unter Übergehung einer Aufzählung seiner kriegerischen und innenpolitischen Unternehmungen die Bedeutung der Herrschaft Friedrichs für die deutsche und die europäische Geschichte in Erinnerung rufen.
Die meisten Historiker stimmen darin überein, dass Friedrich den Verlauf der deutschen und europäischen Geschichte maßgeblich bestimmt hat. In den Konflikten der 40er und 50er Jahre des 18. Jahrhunderts trug er zur weiteren Schwächung des ohnehin zerfallenden Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bei. Der anhaltende Streit zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in Deutschland, von ihm begonnen oder zumindest befördert, blieb mehr als ein Jahrhundert lang eine der wichtigsten politischen Triebkräfte in Deutschland und Mitteleuropa und endete erst mit dem Sieg Preußens über den Deutschen Bund unter Führung Österreichs im Jahre 1866.
Friedrich wurde später aus guten Gründen vorgeworfen, er habe die Bildung eines einheitlichen Deutschlands, das alle wichtigen deutschsprachigen Gebiete in Mitteleuropa einschloss, verhindert. Es ist richtig, dass er weder Sympathie noch Verständnis für das sich entwickelnde deutsche Nationalgefühl hatte. Es ist deshalb falsch, ihn, wie es einige Historiker im 19. und 20. Jahrhundert taten, als einen frühen Vorkämpfer eines deutschen Nationalstaates zu betrachten. Sein erneuter Angriff im Jahre 1744 im Zweiten Schlesischen Krieg beispielsweise verhinderte die Rückgewinnung des Elsass durch Österreich und damit durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Und im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) bot er Frankreich mehrfach Gebiete im westlichen Deutschland an in der Hoffnung, die feindliche Koalition zu spalten.
Und doch verdient Friedrich die Bewunderung, die viele in Deutschland für ihn empfanden. Obwohl er im Grunde gesellschaftspolitisch und geistig konservativ war, fühlte er sich sein Leben lang mit den intellektuellen und politischen Strömungen der Aufklärung und ihren Bemühungen um Toleranz und Humanität verbunden.
Darüber hinaus verankerte Friedrich der Große das preußische Ethos von Pflichterfüllung, Unbestechlichkeit, Leistung und Disziplin in den Preußen und später den Deutschen, wofür sein Vater die Grundlagen gelegt hatte.

 

 
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Bildquelle: Christian Daniel Rauch: Reiterstandbild Friedrichs des Großen (Unter den Linden, Berlin), Foto von Manfred Brückels, 2005. gemeinfrei, wikipedia

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