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Unser Leseangebot

Weihnachten bei Familie Luther

Christoph Werner

Luthers jüngster Sohn erzählt vom Christfest

Paul Luther, der jüngste Spross der Lutherfamilie, gewährt dem Leser Einblick in sein Leben und das seiner Familie.
Er berichtet von seiner Kindheit in Wittenberg und der Krankheit seines Vaters, von seiner Verwicklung, die ihm als Leibarzt widerfuhren, und von den Intrigen am Gothaer Hof. Reichlich illustriert öffnen sie dem Leser die Tür zur Weihnachtsstube der Familie Luther.

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Katharina von Bora - Die Lutherin als Witwe

Katharina von Bora - Die Lutherin als Witwe

Thomas Handschel

Teil 3

Das weitere Schicksal ihrer Kinder, Das Nachleben der "Lutherin"

Für Katharina brach nun eine schwere Zeit an. Ihre tief empfundene Trauer kommt in einem der wenigen von ihr erhaltenen schriftlichen Zeugnisse zum Ausdruck, einem Brief, den sie am 26. April 1546 an ihre Schwägerin Christine schrieb: „Denn wer wollt nicht billig betrübt und bekümmert sein um einen solchen teuren Mann, als mein lieber Herr gewesen ist, der nicht allein einer Stadt oder einem einzigen Land, sondern der ganzen Welt viel gedient hat. Derhalben ich wahrlich so sehr betrübt bin, dass ich mein großes Herzeleid keinem Menschen sagen kann, und ich weiß nicht, wie mir Sinn und Mut steht. Ich kann weder essen noch trinken, auch dazu nicht schlafen. Und wenn ich hätt ein Fürstentum und Kaisertum gehabt, so soll mir so Leid nimmer geschehen sein, so ich ́s verloren hätt, als wenn unser lieber Herrgott mir diesen lieben und teuren Mann genommen hat. Wenn ich daran gedenk, so kann ich vor Leid und Weinen – das Gott wohl weiß – weder reden noch schreiben.“ (zitiert nach: Katharina von Bora Jubiläum 1999. Lesebuch und Veranstaltungskalender, Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt 1998, S. 60)

Weil Luther seiner Frau auch nach seinem Ableben eine unabhängige, selbstbestimmte Zukunft sichern wollte, hatte er Katharina in seinem 1542 verfassten Testament alles Hab und Gut überschrieben und die Vormundschaft über die Kinder übertragen. Das entsprach jedoch nicht dem damals geltenden Recht. So blieb es nicht aus, dass sowohl für Katharina als auch ihre Kinder Vormünder bestellt wurden. Auf Geheiß von Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, der dem Reformator zeitlebens freundschaftlich verbunden war, ging der eheliche Besitz allerdings dann doch an Katharina über und auch die Kinder durften im Lutherhaus bleiben. Eine neue Gefahr für Katharina und ihre Familie zeichnete sich schon bald darauf ab.
Paulus Luther, Sohn von Katharina von Bora
Paulus Luther, Sohn von Katharina von Bora

Denn der 1546 ausbrechende Schmalkaldische Krieg, in dem Kaiser Karl V. gegen die im Schmalkaldischen Bund von 1531 vereinten protestantischen Fürsten und Städte kämpfte, bedrohte auch Wittenberg. Zweimal floh Katharina mit ihren Kindern vor den Kriegswirren nach Magdeburg; sie versuchte sogar von dort nach Dänemark zu gelangen, um sich unter den Schutz von König Christian III. zu stellen, musste aber aufgrund der gefährlichen militärischen Lage dieses Vorhaben abbrechen. Als sie im Sommer 1547 nach Wittenberg zurückkehrte, konnte sie zwar das unversehrt gebliebene Lutherhaus wieder übernehmen, allerdings waren ihre Gärten und Güter verwüstet und die Familie nun verarmt. Ein erneutes Auftreten der Pest in Wittenberg veranlasste Katharina, gemeinsam mit ihren Kindern im September 1552 die Stadt in Richtung Torgau zu verlassen. Auf dem Weg dahin verunglückte ihr Pferdefuhrwerk, die ohnehin entkräftete Katharina erholte sich davon nicht mehr und starb an den Folgen dieses Unfalls am 20. Dezember 1552. Beigesetzt wurde sie einen Tag später in der Torgauer Stadtkirche St. Marien. In der von Melanchthon geschriebenen Grabrede, vorgetragen von dessen Freund und Universitätsprofessor Paul Eber, wurde noch einmal an die existenzielle Not Katharina Luthers in der Zeit nach dem Tod des Reformators erinnert: „Mit ihren verwaisten Kindern musste die als Witwe schon Schwerbelastete unter den größten Gefahren umherirren wie eine Verbannte; großen Undank hat sie von vielen erfahren.“

Katharina hat aber immerhin noch den 18. Geburtstag ihrer jüngsten Tochter Margarete erlebt, die ihre Mutter bis zu deren Ende in Torgau betreute. Auch durfte sie noch Zeugin der Verlobung ihres Sohnes Paulus mit der Patriziertochter Anna von Warbeck werden.

Ihre Kinder mussten nun ihre eigenen Wege gehen. Glücklicherweise hat Katharina nicht mehr erfahren, dass ihr Sohn Martin schon 1565 im Alter von 33 Jahren starb, eine kinderlose Witwe hinterlassend. Margarete heiratete 1555 den aus Ostpreußen stammenden Georg von Kunheim, einen späteren Landrichter und Amtshauptmann, zog mit ihm auf das Gut Knauten nahe Königsberg, wo sie in vielem ihrer Mutter nacheiferte und auch zahlreichen Kindern das Leben schenkte (sechs davon starben schon früh); bei der Geburt ihres neunten Kindes verlor sie 1570 selbst ihr Leben. Paulus heiratete wenige Monate nach der schon erwähnten Verlobung 1553, war Vater von sechs Kindern und wurde 1558 Professor für Medizin in Jena, 1560 zunächst Leibarzt der Herzöge von Sachsen-Weimar, dann 1571 des Kurfürsten August von Sachsen und 1586 von dessen Nachfolger Christian I. Er starb 1593 im Alter von 60 Jahren in Leipzig. Martin Luthers erstgeborener Sohn Johannes schlug die Laufbahn eines Juristen ein; als solcher soll er spätestens ab 1554 in der Kanzlei der ernestinischen Herzöge tätig gewesen sein, später arbeitete er für den in Königsberg residierenden Herzog Albrecht von Preußen. Über sein Eheleben (? zwei Hochzeiten – möglicherweise eine erste 1553 oder 1554 und eine zweite 1563) und seine Kinder (? namentlich bekannte Tochter Katharina, eventuell weitere Kinder und Stiefkinder) kursieren in der Überlieferung verschiedene Versionen. Fest steht, dass Johannes Luther – wohl nach längerer Krankheit – am 27. Oktober 1575 in Königsberg verstarb.

Das Nachleben der „Lutherin“

Zurück zu Katharina von Bora und ihren Spuren in der Gegenwart: Eine von ihren Kindern gestiftete, aufwendig gestaltete Grabplatte befindet sich bis heute in der Torgauer Stadtkirche. 1996 wurde im Sterbehaus der „Lutherin“, einem restaurierten Renaissance-Gebäude in der heutigen Katharinenstraße 11 in Torgau, eine „Katharina-Luther-Stube“ als Gedenkstätte eröffnet. Und in Wittenberg gedenkt man der Eheschließung Katharinas mit Martin Luther am 13. Juni 1525 seit über 20 Jahren als „Luthers Hochzeit“ mit einem mehrtägigen, von einem Festumzug gekrönten Volksfest, das im Juni 2017 schon zum 23. Mal stattfand. Auch im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation („Luther 2017“) hat man sich vielfach der Rolle Katharina Luthers erinnert und diese auf unterschiedlichste Weise gewürdigt, u. a. mit Sachbüchern und wieder aufgelegten oder neu erschienenen Romanen (beispielsweise Maria Regina Kaiser: „Katharina von Bora & Martin Luther: Vom Mädchen aus dem Kloster zur Frau des Reformators.“ Romanbiografie, 2016, 2. Auflage 2017; Eleonore Dehnerdt: „Katharina. Die starke Frau an Luthers Seite“, 2015), mit einem historischen Fernsehfilm („Katharina Luther“, 2017; Titelrolle: Karoline Schuch, Regie: Julia von Heinz, Drehbuch: Christian Schnalke) und einer Geschichtsdokumentation („Luther und die Frauen“, 2017), mit Theaterstücken („Martin Luther. Dein Herzliebchen“, mit Maja Chrenko als Katharina von Bora) und musikalischen Aufführungen (Kammeroper „Katharina von Bora“, Komposition: Bert Appermont; u. a. 2017 als Open-Air-Konzert vor der historischen Kulisse der Klosterruine Nimbschen). Diese eher zufällige Auflistung lässt – mal abgesehen von der Jubiläumskonjunktur – vor allem eines deutlich werden: Als eine der prägenden Frauen der Reformationszeit bewegt Katharina von Bora uns bis heute.

Übersicht - Artikel zu Katharina von Bora

Katharina von Bora
Katharina von Bora
von Thomas Handschel
Teil 1 - Die Frau des Reformators
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Katharina von Bora - Die Frau an Luthers Seite
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Teil 2 - Erfolgreiche und resolute Wirtschafterin mit Herz, Angefeindet und geliebt, Unermüdliche Fürsorgerin ihres Mannes
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Katharina von Bora - Die Lutherin als Witwe
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Bildquellen:

Katharina von Bora, Gemälde, Lucas Cranach der Ältere - Landesmuseum Württemberg, Öl auf Holz, gemeinfrei

Paul Luther, son of Katharina von Bora, gemeinfrei

Quellen:

  • Annette Adelmeyer/Siegfried Both: Luther entdecken. Ein Buch zum Stöbern und Nachschlagen. 1. Auflage 2005

-Uwe Birnstein: Who is Who der Reformation. Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2014

-Ute Gause: Kinder, Küche, Kloster – Katharina von Bora, Luthers Frau, als Unternehmerin. Vortrag am 25. März 2015 im Gemeindehaus der Antoniterkirche in Köln. Text: https://www.aeu-online.de/fileadmin/user_upload/ar... (abgerufen am 16.11.2016)

-Katharina von Bora. Die Lutherin. Aufsätze anlässlich ihres 500. Geburtstages. Herausgegeben von Martin Treu, Wittenberg 1999

-Armin Kohnle: Martin Luther. Reformator, Ketzer, Ehemann. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015

-Ernst Kroker: Katharina von Bora – Martin Luthers Frau. Ein Lebens- und Charakterbild. Haberland, Leipzig 1906 (16. Auflage, Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1983; Nachdruck der Originalausgabe: Severus-Verlag, Hamburg 2013)

-Andreas Ranft: Katharina von Bora, die Lutherin – eine Frau von Adel, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Metropol-Verlag, Heft 8/2002, S. 708 ff.

-Asta Scheib: Kinder des Ungehorsams. Die Liebesgeschichte des Martin Luther und der Katharina von Bora. Roman. 9. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004

-Elke Strauchenbruch: Luthers Kinder. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2010

-Martin Treu: Katharina von Bora. Drei-Kastanien-Verlag, Wittenberg 1995

-Eva Zeller: Die Lutherin. Spurensuche nach Katharina von Bora. 3. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1996

-http://katharinaluther.daserste.de/ (umfangreiches Webspecial zum Fernsehfilm „Katharina Luther“, 2017; abgerufen am 23.10.2017)

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