Neben Friedrich Steuben, Carl Schurz und Henry Kissinger gehört er zu den bedeutendsten Deutsch-Amerikanern: der 1812 in Worms geborene Bürgerkriegsgeneral Ludwig Blenker. Er hatte einen Hang zum Militärischen und schloss sich als Student in München dem königlich-bayerischen Hilfskorps an. Den Wittelsbacher Prinzen Otto, den die griechische Nationalversammlung 1832 zum griechischen König gewählt hatte, begleitete er zu dessen Amtsübernahme. Dabei erwarb er auch das Offizierspatent. Später ging Blenker nach Worms zurück und eröffnete dort einen Weinhandel.
Während der sogenannten 48-er Revolution in Deutschland zog es ihn zu den Aufständischen. Er zeigte außergewöhnliche militärische Fähigkeiten, führte ein Freikorps an, war ein sehr guter Reiter und Stratege. Er wurde zum Oberst der Wormser Bürgerwehr gewählt und zu einem der Anführer der revolutionären Freischaren im Rhein-Main-Gebiet und später in Baden. Nachdem der 48-er-Aufstand von Preußen niedergeschlagen worden war, wurde Blenker auf die Liste der zu Tode Verurteilten gesetzt. Mit seiner Frau Elise, die sich wie er auf Seiten der Aufständischen engagiert hatte, floh er in die Schweiz, von wo aus er aber im September 1849 ausgewiesen wurde. Wie viele ehemalige Revolutionäre wanderte er daraufhin in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und betrieb in der Nähe von New York eine Milchfarm.
Im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) übernahm er auf Seiten der Unionstruppen das Kommando über ein Infanterieregiment, das hauptsächlich aus deutschen Einwanderern bestand, von denen viele schon in Deutschland unter ihm gedient hatten. Gerade noch konnte er mit seinem gut organisierten Soldaten verhindern, dass die Hauptstadt Washington von den Konföderierten, den Sklavenhalterstaaten, überrannt wurde. Er wurde zum Brigadegeneral befördert und trug wesentlich zum Sieg der Union über die abtrünnigen Südstaaten bei.
Blenker war von kräftiger und beeindruckender Statur und zeigte ein aufdringliches Selbstbewusstsein. Das und einige Rivalitäten schafften ihm Neider und Feinde. Er reichte seinen Abschied ein und wurde 1863 in allen Ehren entlassen. Verbittert zog er sich auf seine Farm zurück, wo er noch im selben Jahr an den Folgen eines Reitunfalls, den er während des Krieges erlitten hatte, in Armut verstarb. Er hinterließ seine Frau Elise und vier Kinder. Freunde der Familie legten Geld zusammen, um die Beerdigungskosten aufzubringen. Er wurde auf dem Rockland Cemetery in Sparhill im Staat New York beigesetzt. Anders als Steuben und Schurz ist er heute nur noch wenigen bekannt. Doch ohne seine erfolgreiche Verteidigung Washingtons wäre der amerikanische Bürgerkrieg anders verlaufen.
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Bildquellen:
Vorschaubild: Appleton's Blenker Louis, 1890, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
General Blenker, 1861, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.