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Jürgen Klose
Kennst du Friedrich Schiller?

Ein kreativer Querkopf mit allerlei Flausen scheint Schiller wohl gewesen zu sein, wenn man ihn mal ganz ohne Pathos betrachtet.

Wir wollen zu Land ausfahren

Wir wollen zu Land ausfahren

Schon die ersten Takte des Liedes von 1911 genügen, um vom Fernweh gepackt zu werden. Aber was hat es mit dem Wandervogel und der blauen Blume in der letzten Strophe auf sich?

Als Wandervögel bezeichneten sich die jugendlichen Mitglieder einer 1896 an einem Steglitzer Gymnasium gegründeten Gruppe, die die Jugendbewegung in Deutschland einleitete.

„[Die Jugend schuf] sich den Wandervogel und feierte in ihm eine romantische Orgie absonderlicher Art. Sie schwärmt nachts durch die Wälder bei Wind und Regen, liegt an Lagerfeuern und kocht sich auf langen Märschen ihre Nahrung selbst, schläft in Heuböden oder kampiert im Freien und bereist mit Vorliebe die entlegensten Gegenden.” [1] So beschrieb Hans Blüher in seiner 1912 erschienen Geschichte des Wandervogels das Leben als Mitglied. Zugleich bemühte er sich, die Jugendgruppierung in die Tradition der Romantik zu stellen. Vermutlich nahm Hjalmar Kutzleb, der unter dem Namen Horant schrieb, in diesem Lied darauf Bezug, als er die blaue Blume, DAS Sehnsuchtssymbol der Romantiker, nur für Wandervögel auffindbar machte.

Unabhängig davon, ob der Sänger sich tatsächlich auf die Suche nach blauen Gewächsen macht, vermag das Lied doch stets, die Sehnsucht nach „Gipfeln der Einsamkeit" und tiefen Wäldern zu wecken.

Friederike Günther
 

[1] Hans Blüher: Wandervogel 1–3. Geschichte einer Jugendbewegung. Frankfurt a. M. 1976. Bd. 3, S. 23. Zitiert nach: John Neubauer: Romantische Wandervögel. In: Oesterle, Günther (Hrsg.): Jugend – Ein romantisches Konzept?. Würzburg 1997, S. 333–354, S. 342.
 
 
Wir wollen zu Land ausfahren
Wir wollen zu Land ausfahren

1. Strophe
Wir wollen zu Land ausfahren
wohl über die Fluren weit,
aufwärts zu den klaren
Gipfeln der Einsamkeit.
Woll´n lauschen woher
der Sturmwind braust,
lauschen was hinter den Bergen haust
|: und wie die Welt so weit. :|

2. Strophe
Fremde Wasser dort springen,
sie soll´nuns´re Weiser sein,
froh wir wandern und singen
Lieder ins Land hinein.
Und glüht unser Feuer
an gastlicher Statt,
so sind wir geborgen und schmausen uns satt
|: und die Flamme leuchtet darein. :|

3. Strophe
Und steigt aus tiefem Tale
heimlich und still die Nacht,
und sind vom Mondenstrahle
Gnomen und Elfen erwacht.
Dämpft die Stimme,
die Schritte im Wald
so hör'n, so schau'n wir manch Zaubergestalt,
|: die wallt mit uns durch die Nacht. :|

4. Strophe
Es blüht im Walde tief drinnen
die blaue Blume fein,
die Blume zu gewinnen
ziehn wir ins Land hinein.
Es rauschen die Bäume,
es murmelt der Fluß,
und wer die blaue Blume finden will,
|: der muß ein Wandervogel sein. :|

Noten gesetzt von Oliver Räumelt - freischaffender Musiker aus Weimar

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