Deutschland-Lese

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Um ewig einst zu leben

Christoph Werner

Um ewig einst zu leben

Caspar David Friedrich und Joseph Mallord William Turner

Um 1815 zwei Männer, beide Maler - der eine in London, der andere in Dresden; der eine weltoffen, der andere düster melancholisch. Es sind J. M. William Turner und Caspar David Friedrich.Im Roman werden das Leben und Wirken, der Antrieb und Erfolg beider Männer gegenübergestellt.

 

Nis Randers

Nis Randers

Otto Ernst

Sagt Mutter, 's ist Uwe

Ein Schiff ist im Sturm auf eine Sandbank gestrandet und auf dem Mast hängt ein Mensch, der um sein Leben kämpft. Nis Randers will helfen und chartert ein Boot. Seine Mutter fleht ihn an, sich nicht in Gefahr zu bringen. Sie hat schon ihren Mann und einen Sohn auf See verloren. Uwe, ein weiterer Sohn ist seit Jahren verschollen. Nun will sie nicht auch noch ihren letzten verlieren. Der riskiert trotzdem sein Leben, fährt mit sechs Gefährten hinaus auf die tobende See und rettet den Schiffbrüchigen. Es ist Uwe, sein Bruder.

Otto Ernsts Ballade ist ein hohes Lied auf menschliche Hilfs- und Opferbereitschaft. Der Leser hat Verständnis für die Sorge der Mutter, freut sich dann aber über den Erfolg der mutigen Tat.

Florian Russi

 

 

Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht mans gut.
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
Gleich holt sichs der Abgrund.

Nis Randers lugt - und ohne Hast
Spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast;
Wir müssen ihn holen."

Da faßt ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein:
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
Ich wills, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
"Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muß es zerschmettern ...! Nein, es blieb ganz ...!
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
Mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? - Ein Boot, das landwärts hält -
Sie sind es! Sie kommen! - -

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer? - Er schreits durch die Hand:
"Sagt Mutter, 's ist Uwe!"

 

****

Beide Bilder: Gemälde von Joseph Mallord William Turner (1775-1851)
- Vorschaubild: Holländische Boote in einem Sturm (ca. 1801; Nationalgalerie London)
- Großes Bild: Das Schiffswrack (Auschnitt) (ca. 1805; Tate Gallery)

 

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