Jakob Wassermann, meine Leserinnen und Leser, war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der bekanntesten Schriftsteller in Deutschland, noch vor solchen berühmten Namen wie Thomas und Heinrich Mann. Wer war dieser Autor, der lange Jahre weitgehend vergessen war und erst in jüngerer Zeit wieder stärker beachtet wird?
Jakob Wassermann wurde 1873 in Fürth als Sohn eines jüdischen Kurzwarenhändlers geboren. Eine kaufmännische Lehre führte er nicht zu Ende. Schließlich wurde er freier Schriftsteller in München, arbeitete für den Simplicissimus und schloss Bekanntschaft u. a. mit mit Thomas Mann, Rilke und Hofmannsthal.
Ich bin, meine Leserinnen und Leser, dem Schriftsteller zum ersten Mal in der 1923 erschienenen Geschichte „Das Gold von Caxamalca" begegnet, deren letzten Satz ich mein Leben lang nicht vergessen habe:
... und mich erfüllte das Verlangen nach einem besseren Stern,
den die herrliche Sonne reiner durchglüht und edler beseelt hat.
Dieser, auf dem ich lebe, ist vielleicht von Gott verlassen."
In dieser wunderbaren Erzählung entwickelt der Autor abseits der historischen Wirklichkeit einen Gegenentwurf zur europäischen Gesellschaft des 16. wie auch seines, des 19. und 20. Jahrhunderts. Schon damals, 1957, als ich die Geschichte in der gerade im Verlag Neues Leben in Ostberlin erschienenen Sammlung „Deutsche Erzähler des 20. Jahrhunderts" las, verstand ich die Verzweiflung des Schriftstellers über die anscheinende Unveränderlichkeit menschlichen Tuns, die in den oben zitierten Sätzen zum Ausdruck kommt.
Sein Leben lang hat Jakob Wassermann an seiner wirklichen oder vermeintlichen Isolierung als Jude, die wohl auch teilweise in seinem Charakter zu suchen ist, gelitten, wie folgende Stelle aus seinem Essay „Das Los der Juden" belegt:
Wassermann, Jakob. 1923. Das Gold von Caxamalca. In: Deutsche Erzähler des 20. Jahrhunderts. Hg. von Böttcher, Kurt, Krohn, Paul Günter unter Mitarbeit von Berger, Karl Heinz, Band 1, Verlag Neues Leben, Berlin 1957.
Wassermann, Jakob. 1924. Deutsche Charaktere und Begebenheiten. Erste und zweite Reihe. Gesammelt und herausgegeben von Jakob Wassermann. München u. a.: Rikola Verlag.
Hammer, Franz. 1984. Er schrieb gegen die Trägheit des Herzens. Vor fünfzig Jahren starb Jakob Wassermann. Artikel in „Neues Deutschland" vom Januar 1984.
http://www.jakob-wassermann.de/jw_ueber_ursula_homann.htm
http://gutenberg.spiegel.de/index.php?id=19&autorid=623&autor_vorname=+Jakob&autor_nachname=Wassermann&cHash=b31bbae2c6