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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Ach du lieber Gott/ liebe Göttin

Ach du lieber Gott/ liebe Göttin

Herbert Kihm

Ach du lieber Gott/ liebe Göttin,

wenn ich das Gendern richtig verstanden habe, dann müsste dieser Ausruf wohl so formuliert werden beim Lesen so manchen Artikels?

Aber jetzt mal im Ernst, es drängt sich bei mir der Gedanke auf, wenn ich mich in manchen Printmedien oder im Internet so umschaue, dass alle die Eiferer und Eiferinnen bei ihrem Anliegen den Unterschied zwischen Genus und Sexus nicht begriffen haben.

Also: Unter Sexus versteht man das biologische Geschlecht, diese kann in vielen Sprachen durch ein grammatisches Geschlecht, den Genus, gekennzeichnet werden (muss es aber auch nicht unbedingt, wie meist im Englischen zum Beispiel). Beides zu verwischen widerspricht jeglicher Sinnhaftigkeit.

Nehmen wir doch das folgende Beispiel:

Herr Meier kauft sich ein Motorrad einer bayerischen Firma. Dann steht DIE BMW in der Garage, kauft er aber ein Auto der gleichen Firma, dann steht DER BMW in der Garage, obwohl der wie das Motorrad auch keinen Penis hat.

Sind wir etwa inzwischen soweit sexualisiert oder so konsequent, dass wir beginnen z.B. auch Anglizismen zu gendern? Dann gibt es bald neben dem Fan die Fanin, neben dem User die Userin, neben den Bachelor die Bachelorin und neben dem Single die Singlerin.

Wenn es auf den biologischen Unterschied ankommt, gibt es Deutschen bekanntlich andere Wörter: Mann – Frau, Schwester-Bruder, Onkel-Tante; Hengst-Stute nicht Hengstin, Stier-Kuh, nicht Stierin.

Möchte ich dagegen einen Gattungsbegriff wie “Hund“ benennen, dann ist damit sowohl ein Rüde als auch eine Hündin gemeint, so wie mit dem Begriff der Mensch eben ein Mensch gemeint ist, egal ob weiblich oder männlich oder divers, und wenn ich nun auf den Ausruf zu Beginn zurück komme und an einen Gott glaube, dann bin ich eben ein Gläubiger und nicht eine Gläubigerin.

Ich bin überzeugt, dass man mit solchen Sprachexperimenten reale Veränderungen nicht erreichen kann, hier kann nur der kollegiale Umgang und die persönliche Wertschätzung zu Änderungen führen – statt Sprachclownerien.

 

*****

Vorschaubild: Radfahrer*innen absteigen, Aufkleber an einem Hinweisschild in Kiel(Hörnbrücke), 2015, Urheber: Coyote III via Wikipedia Commons CC-BY-SA 4.0.

Symbolbild imText: Das Symbol "divers" in der Mitte steht für geschlechtliche Vielfalt zwischen männlich und weiblich und wurde von dem Schriftsteller Florian Russi entworfen.

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